EIN Volk

Große Aufregung:

Endlich war das Wetter mal wieder nach „wir gucken Bienen“, und es war auch nötig. Denn erstens sollten wir wieder Drohnenbrut schneiden, und zweitens wurde überall im Netz und bei den Rundbriefen der Bieneninstitute (die haben wir abonniert, ein toller Service, das!) gewarnt, daß in diesem Jahr witterungsbedingt die Bienen eventuell hungern könnten. Die Pflanzen honigen einfach nicht: lange war Trockenheit, verbunden mit Wind, dafür verantwortlich – und seit es regnet, ist es auch eiskalt (für Juni) gewesen- und auch dauernd heftig windig.

Ich dachte, bei uns kann’s so schlimm nicht sein: beide Völker hatten von Anfang an Futterteig und vor unserem Urlaub zusätzlich Flüssigfutter in ihren TBH stehen und brauchten sich bloß zu bedienen. Aber bei beiden war das Futter unangetastet.

Nun also 17° und relativ windstill- also nix wie hin zu Biens.

Und ein echter Schock hat uns erwartet: im Haus2,wo der starke Schwarm saß, gab es überhaupt keine Nektarvorräte mehr! Nicht einmal der obligatorische verdeckelte Futterkranz über den Brutwaben. NICHTS! Die Bienen fliegen emsig und tragen auch richtig viel Pollen ein (Nektar kann man ja nunmal nicht sehen), und null Vorrat!

Es heißt, ein Volk braucht mindestens 2 volle Futterwaben als stetigen Vorrat, um kurze Futternöte zu überbrücken, und bei unserer letzten Durchsicht hat’s mehr als die gehabt. Bei jeder angeguckten Wabe sank mir der Mut mehr!

Was nun??? Wie können wir die Bienen dazu bringen, das angebotene Futter anzunehmen?

Erstmal zuende durchgeschaut. Etwas Drohnenbrut geschnitten, Maden und viel, viel verdeckelte Brut gesehen. Dann Bienen von den letzten, unbebauten TB ins Futter geschüttelt. Im letzten Jahr war die Reaktion immer gleich: Bienen reingeschubst, Bienen stutzen kurz- und sitzen und saugen eifrig das gute Futter auf. Jetzt, wie auch die Male vorher: nichts! Bienen sitzen da und laufen oder fliegen so schnell wie möglich raus da. Der Herr hat dann noch ein Stöckchen genommen und einige Brumseln von oben mit dem klebrigen Zuckerwasser beträufelt, damit sie sich gegenseitig sauberputzen und dabei dann vielleicht auf den Geschmack kommen. War aber kein Erfolg sichtbar.

Da wir in dieser Situation die Varroabehandlung, die wir uns überlegt hatten (weil wir in den letzten Tagen doch täglich eine kleine handvoll toter, nicht ausentwickelter Bienen aus dem Haus2 gefegt hatten und dachten: da müssen wir was tun!) eh nicht machen konnten, haben wir in die Villa Brumselia geschaut, um zu sehen, was das Schwärmchen macht.

Nichts. Offenbar hatten sie sich sogar aus den gegebenen wenigen Zellen eine Weisel rangezogen, es gab eine (kleine) Weiselzelle, aus der wohl auch Jemand geschlüpft war. Aber da nach wie vor weder gebaut noch Pollen gesammelt wurde und wir auch keine Königin sahen- bei DER Übersichtlichkeit trauen sogar wir uns zu, sie zu sehen- haben wir kurzerhand beschlossen, dieses Völkchen aufzugeben.

Das bedeutet: man fegt die verbliebenen Bienen vor dem Flugloch der anderen TBH ab und wünscht ihnen alles Gute. Vorher haben wir aber mal versucht, ob diese Bienen auch das Futter verweigern (das noch unangebrochen bei ihnen stand) wenn wir sie jetzt, wo auch bei ihnen NICHTS an Vorräten war, reinschubsen. Und siehe da: sie schlürften gierig!

Also haben wir den Futterpott der Villa samt etwa 30 Bienen, die nichts merkten vor lauter HUNGER! ESSEN! neben den anderen ins Haus2 gestellt, in der Hoffnung, daß sie ihren Schwestern vormachen, wie’s geht. Dann die 2 Waben samt Bienen raus und vor dem Flugloch abgekehrt, schnell zur Villa, diese umgekippt und ausgefegt und dann fix in den Schuppen gebracht. Und nun hoffen, daß die Bienen es schaffen, sich im Haus2 einzubetteln.

Natürlich haben sie sich zunächst an der am nächsten zur alten Heimat liegenden Seite gesammelt, aber nach 2 Stunden waren schon Viele Richtung Haus2-Flugloch unterwegs. Dort wurde gekämpft, unser starkes Volk wollte sich nicht so einfach noch mehr verstärken lassen- kann ich verstehen, wo doch eh Futtermangel herrscht, und sie können ja nicht wissen, daß es keine Räuber sind, sondern Heimatlose.

Jetzt- 3 Stunden nach der ganzen Aktion- ist auch Betrieb am Futter! Von unten können wir leider nicht sehen, WAS genau dort passiert. Aber die Hoffnung ist da, daß die Beschmierten und die Eifrigen den anderen Bescheid gegeben haben, und nun – endlich- die Hungersnot beendet werden kann. Ich hab schon Kamillentee aufgesetzt in der Hoffnung, daß morgen Nachschub nötig sein wird.

Leute, ich sage Euch, so ganz langsam sehe ich ein bißchen Licht am Horizont, aber vorhin war mir wirklich zum weinen elend zumute- diese Hungersnot und dann noch die Aufregung, ob die Villa-Bienen den Umzug schaffen!

Ich werde morgen berichten, ob es nun WIRKLICH gute Nachrichten gibt, oder ob sich die Hoffnung wieder zerstreut hat.

Freitag.

Tummelum ohne Ende am Futter und draußen. Offenbar haben diese Bienen wirklich das Futter nicht gefunden, obwohl wir ja mehrfach welche reingeschubst hatten. Des Herrn Zwangsmaßnahme mit „drin duschen“, so daß sie sich gegenseitig sauberschlecken mussten, hat dann wohl gewirkt. Gut. (Oder schlecht) Jedenfalls haben wir wieder was gelernt…. Außerdem: Vereinzelte Kämpfe. Ich hoffe, es sind noch Reste des Umzugstrubels und keine Räuber von außerhalb. Wir waren mit den geschnittenen Waben und dem Futter gestern beim durchsehen sehr vorsichtig, da ging nix daneben. An uns liegt’s also diesmal nicht.

Rückruf Sabine Imkerin: daß kein Futter mehr da ist- klar. Wenn sie’s nicht nehmen, kann man’s versuchen, sie mit Honig zu locken. Fällt für uns allerdings flach, denn niemals sollte man fremden Honig füttern: Krankheitsübertragungsgefahr!

Abends, 17 Uhr: das ganze Kilo Zuckersirup ist schon leer, viele Bienen am Futterteig. Nochmal 1 Kilo Sirup nachgelegt. Was bin ich froh!!! Hoffentlich gibts keine Folgeschäden!

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Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in Jahr 2.

6 Kommentare zu “EIN Volk

  1. haunibeinl sagt:

    hab mal wo gelesen, dass man das futter ein wenig mit lemongrassöl beträufeln kann. im ätherischen öl sind stoffe drin, die dem qmp (queen mandibular pheromone, also dem königinnenduftstoff) ähneln. dadurch kann das futter olfaktorisch markiert werden, dann finden sie’s leichter…

    • Fjonka sagt:

      Das interessante ist, daß ich eine ganz, ganz erfahrene Imkerin gefragt hatte, bevor das so ernst war. Weil es mir die ganze Zeit über schon so komisch vorgekommen war, daß sie so überhaupt nicht drangingen.
      Die hat mich angeguckt als käme ich vom Mars- daß Bienen ihr Futter nicht finden, das gibt’s ja garnicht. Ich hab dann noch erwähnt, daß ich davon gelesen hatte, daß sie vor dem vollen Zuckerwassertrog verhungern können, weil sie’s einfach nicht mitkriegen. Ungläubiges Kopfschütteln….
      wir werden jetzt zur Sicherheit immer einige Bienen „baden“!

  2. Bea sagt:

    Merkwürdig, stimmt da was mit dem Futter nicht??? Wer verhungert denn vor einem vollen Napf?

    Wünsche den Brumseln, dass sie sich von euch überzeugen lassen und doch noch fressen.

    • Fjonka sagt:

      Das ist auch unsre Überlegung. Der Futterteig ist vom letzten Jahr, aber wir haben nachgefragt, das soll egal sein. Vor dem Urlaub hatte ich extra noch Flüssigfutter frisch gemischt draufgetan. Aber da sind sie ja auch nicht dran gegangen.
      Gestern abend hab ich nun GANZ neues Futter gemacht, wenn heute auch noch nichts passiert ist, versuchen wir’s damit. Ich werde berichten, wenn wir geguckt haben, was noch büschen dauert, da der Herr noch nicht soweit ist und erstmal die Bäume abtropfen sollen.- Was für grandiose Gewitter heute Nacht! Konnte richtig schlecht schlafen: die Sorgen um die bienen und dann noch das Gepolter die ganze Zeit!

  3. Oweh. Ich sag mal mein übliches Matra auf: Alles wird gut alles wird gut alles wird gut…..

    • Fjonka sagt:

      Ja, der Herr redet auch schon auf mich ein wie auf ’ne Kuh auf dem Eis…
      die eine Hälfte der Probleme scheint sich zu lösen (das Schwärmchen ist schon fast im großen Volk aufgegangen, einzelne Kämpfe werden noch ausgefochten, aber die emisten sind drin).
      Mit dem Futter – sieht nicht so gut aus … habe schon an beide bekannten Imkerinnen S.O.S Anrufe losgelassen, sind aber Beide nicht daheim. Hoffe, eine ruft noch zurück und hat guten Rat!

Platz für Klönschnack ...

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