28. Juli
Gestern und heute haben wir erstmals eine Bienenflucht benutzt, erstmals Honig aus einer Magazinbeute (der roten mit den Leiharbeiterinnen) geerntet, erstmals Preßhonig gemacht. Lauter Premieren! Das war mal wieder ausgesprochen spannend.
Aber von vorne:
Gestern, nach der Arbeit und vor dem Gewitter, hieß es „Bienenflucht einlegen“. Eine Bienenflucht ist eine furchtbar praktische Einrichtung. Man legt sie einfach zwischen den Brutraum und den Honigraum, einen Tag, bevor man ernten möchte, und wartet. Technisch gesehen ist so ein Teil eine Sperrholzplatte mit 2 kreisrunden Plastikteilen drin. (Auf den Fotos liegen sie AUF dem Holz, sie sind aber natürlich eingepaßt)
Von oben: Bienchen riecht durch die winzigen Löchlein: da will ich hin! krabbelt rein, es geht in 2 Richtungen längs dem Plastikrand leicht abwärts (sieht man nicht)
Von unten: und aus einem der zwei größeren (im Bild oben) Löchlein kommt Bienchen wieder raus. Unten, im Brutraum. Wieder hoch findet es nicht: zu eng, und duften tut’s ja von der anderen Seite her ….
Das ganze hat zur Folge, daß man nach einem Tag einen fast bienenfreien Honigraum hat- und viel entspanntere Bienen – fegt Ihr man mit dem Flederwisch bei 28° in schwüler Gewitterluft Tausende Bienen von X Waben herunter (derzeit lungern ganz viele im Stock herum, es gibt ja kaum Nektar). Macht keinen Spaß!
Also sind wir, völlig gespannt, ob das denn nun auch wirklich klappt, vorhin gen Bienen gelaufen. Da standen sie und ahnten nichts… das hellbraune mittig ist die Bienenflucht – Bild 1. Wir also die obere Zarge abgehoben, und gen vorbereiteten Platz vor dem Wintergarten gebracht, wo schon 2 Bretter warteten (weil die Bienen unten etwas anbauen, und das ja nicht im Gras stehen soll) – Bild 2… derweil noch fix die Bienenflucht samt der oben und unten dransitzenden Bienen vor den Stock gestellt, damit sie wieder rein finden- Bild 3 Die Plastikeinsätze hatten Biens schon mit Propolis bearbeitet, die waren unter der oberen Zarge festgeklebt- Gut, daß die nicht gleich auf dem Boden steht…
Dann also los, jetzt wird das spannend: haben sie während der Lindenblüte endlich ordentlich Honig eingetragen? Ist der schon genügend verdeckelt? Wie viele Bienen sitzen noch dran?
So sieht das also aus, wenn eine Bienenflucht benutzt wurde- unendlich nützlich und entspannend für ImkerInnen und Bienen…. toll!!! selbst die paar Dutzend, die da noch waren, wurden beim abfegen relativ zickig, je länger das ganze dauerte. Gut, daß es nicht tausende waren! Wir haben jede Wabe gezogen, geschaut, ob schon genug verdeckelt war (voller Nektar waren sie alle!!! :-)) und die, die schon genug verdeckelt hatten, haben wir bienenfrei gefegt und dann sofort in den Wintergarten gebracht (TÜRE ZU; SCHNELLL! *g*), wo eine Leerzarge auf Zeitungspapier und Bretter gestellt schon auf sie wartete. Vielleicht erkennt Jemand, wieso das Foto mit dem ganz wenigen verdeckelten Honig interessant ist? Da sitzt nämlich eine Mitesserin, die sehr, sehr hartnäckig darauf bestand, auch da schlurpsen zu wollen. Wir dagegen wollten sie nicht mit im Bienenstock haben – es war nicht einfach, sich durchzusetzen 🙂
Hier sind die vier Waben, die wir letztlich geerntet haben, schon in der Küche. Mindestens 2/3 verdeckelt ist die Faustregel für Honig, der dann hoffentlich schon unter den 18% Feuchtigkeit ist, die er höchstens haben soll, um erntereif zu sein. Wir haben sogar ein Refraktometer, mit dem man das genau messen kann- aber entweder wir sind zu doof, das zu benutzen- oder es taugt nüscht: tut man Wasser auf die Fläche, klappt das wunderbar- aber mit Honig sieht man auf der %-Skala: NICHTS. Tja.
Nun geht’s also in der Küche weiter. Die Zarge haben wir, nun gänzlich ohne Bienen, reingebracht, der Euch bekannte Eimerturm aus Honigeimer, Fliegengitter, Seihtuch und Löchereimer steht, und wir haben beschlossen, diesmal Preß-Tropfhonig zu ernten 😉
Zum Glück sind wir zu zweit: der Herr schneidet die Streifen zwischen den Drähten der Waben heraus (hier gibt es ja Rähmchen mit verdrahteten Mittelwänden, das hatte ich anfangs, als wir diese Bienen neu bekamen, mal erklärt), ich darf matschen 😉 (Ähm: ich hab mir vorher ordentlich die Hände geschrubbt, keine Bange!!) So hat man das früher auch gemacht: um die verdeckelten Zellen zu öffnen, so daß der Honig gut abfließen kann, hat man sie einfach gequetscht.
Wir hatten ja zuvor gestampft (Ergebnis: einer unserer Honige schmeckte arg nach Wachs, da hatte ich zu klein gestampft) bzw geschnitten (Ergebnis: guter Honig, aber zu viele Reste, weil zu viele Zellen heile bleiben) Wenn ich mir anschaue, was jetzt im Honigeimer so rumtropft, dann denke ich, das haben wir gut entschieden. Das Ergebnis sehen und schmecken wir natürlich erst später, aber ich bin sehr zuversichtlich, daß das die Erntetaktik unserer Wahl werden wird 🙂
Jetzt steht der Eimerturm oben und tropft schön vor sich hin, der Honig schmeckt deutlich nach Linde, ist aber dunkler, nicht so flüssig und würziger- da haben sie glücklicherweise (weil ich den reinen Lindenhonig ja nicht so gerne mag) ordentlich gemischt 😉
Jetzt kommt noch das langweiligste und leider auch langwierigste: säubern! Aber vorher haben wir natürlich die Zarge mit den restlichen 6 Honigwaben sowie 4 leeren Rähmchen mit Anfangsstreifen aus Mittelwändchen drin oben aufgesetzt. Diesmal ohne Trennschied, d.h. ab jetzt darf die Königin auch in die obere Zarge, und sie soll sogar dorthin: man hofft als ImkerIn (das hab ich mir gestern in einem Telefonat nochmal vom Jungimker erklären lassen, weil wir und dann doch ein wenig unsicher mit einigen Verfahrensdingen waren), daß die Bienen bis zum richtigen einwintern nach oben „umziehen“ – wenn sie, was ich bei unseren annehme, auf nur einer Zarge überwintern – man nähme dann die untere heraus, und könnte die alten, bebrüteten Waben gleich einschmelzen – Hygienemaßnahme!!
Noch Deckel und Stein drauf- und die Bienen können erstmal aufatmen…
Theoretisch hätten wir natürlich in wenigen Tagen noch die dann verdeckelten restlichen Waben ernten können, aber: erstens wäre das viel zu viel Honig!!! *g* Zweitens käme unser Zeitplan durcheinander- wir fahren ja Ende der Woche ein paar Tage weg, und bis dahin müssen wir noch die erste Varroabehandlung hinter uns bringen – und dann kann man nicht mehr ernten. Und drittens finden wir’s auch schön, wenn sie eigenen Honig zum überwintern haben (Futter bekommen sie natürlich auch noch)- es ist ja nicht ganz von der Hand zu weisen, daß eigener Honig rein „menschenverstandsmäßig“ sicherlich gesünder für Biens ist als so ein angereicherter Zuckerrübensaft.
So. Erstmal ist alles saubergespritzt, aber nuja… Wachsreste …. an den Rähmchen, am Absperrgitter- das wird noch ein Getüddel, bis wir das abgepult haben…. das ist mal bei den TBH einfacher: mit dem Stockmeißel die OT längs, dann mit dem „Flammenwerfer“ abgebrannt – fertig!
Der Herr und ich haben eine kleine Wette laufen, wie viele Liter (!) Honig wir nun aus diesen vier Waben ernten werden. Wer Lust hat, kann mitschätzen. Als Anhaltspunkt: unsere Ernte am 21.7. (eine TBH-Wabe plus Bruch aus dem Schwarm) ergab fünf Liter schönen Honigs, der jetzt täglich im Keller gerührt wird 🙂 Aber TBH-Waben sind größer als diese Zander-Waben….
P.S.: Unsere Brumseln haben (etwas zu) gute Nasen: in dem Zeug, das ich gestern zu Honigernte anhatte, kann ich jetzt nicht frühstücken: immer mehr kamen an, und suchten bei mir nach gutem Nektar, und so musste ich mich mitten im Frühstück ersteinmal umziehen gehen *g* Überflüssig, zu sagen: keine Honigkleckse waren auf die Sachen gekommen, und ich rieche nix.
Faszinierend! Ich lerne hier richtig was! Einen Ertrag von 5 litern finde ich ganz ordentlich.
Wieso musst du ihn immer rühren?
Der Honig kommt ganz flüssig (wie der eklige Langnesehonig, den man umgedreht hinstellt und aus dem Plastikglas quetscht) aus der Wabe. Aber je nachdem, an welchen Blüten die Bienen waren, kristallisiert er nach einiger Zeit mehr oder weniger (Rapshonig wird zB so hart, daß man mit dem Messer garnicht mehr reinkommt, wenn man ihn einfach nur ins Glas schüttet und wartet, Lindenhonig – reiner- dagegen bleibt fast so flüssig). Das kommt drauf an, welche Zuckersorten in dem Nektar sind und in welcher Zusammensetzung.
Durch das rühren verteilt man die sich bildenden Kristalle und läßt sie kleiner bleiben, so daß im Idealfall schön cremiger, streichbarer, aber nicht vom Brot fließender Honig entsteht 🙂
Wenn der Honig im Topf beim rühren einen perlmuttartigen Glanz bekommt, dann kann man ihn abfüllen (das werde ich hoffentlich dann bald zum ersten Mal selbst erleben *gg*)
5 Liter sind für uns prima, ein Erwerbsimker möchte bis zu 40 Kilo (also noch mehr Liter, das weiß ich aber nicht so genau) von einem einzigen Volk ernten … Bei uns im Norden ist man aber auch mit 20-30 Kilo pro Volk zufrieden.
P.S. Freut mich zu lesen, daß noch Jemand sich bei meinen langen, bienigen Aufsätzen nicht zu Tode langweilt *gg*
Ich dachte erstmal Eure Bienen wären geflüchtet.
Kannst Du die Rähmchen nicht in die Spülmaschine stecken, um sie zu säubern? Oder ist das zuviel Wachs?
*gg*- ja, liegt bei dem namen nahe…
Spülmaschine: machen einige Imker tatsächlich, aber nur mit uralten, einzig dafür benutzten Maschinen: da setzt sich viel zu viel zu, ja, Wachs- ein Teufelszeug 😉
Allerdings ging das Rähmchensäubern dann doch einfacher als gedacht: der Stockmeißel ist ein Wunder-Werkzeug!! Und die Drähte kann man einfach mit 2 Fingern vom Wachs befreien (abstreifen), muß bloß ein wenig vorsichtig sein, sich nicht zu schneiden. Einzig die Falzen, in denen die Mittelwändchen stecken, sowie das Trenngitter sind noch etwas schwierig- beim Trenngitter ist das wie beim Grillrost: nervig, jeden einzelnen Runddraht zu säubern! Und bei der Falz werden wir’s mal mit „Nagel, durch Holzleiste geschlagen (als Griff) testen.
Wird schon!
Ui. Spannend. Gratuliere! Das habt ihr fein gemacht. Was haste denn mit der Hand gemacht, nach dem Pressen, abgeschleckt? Am Brot abgeschmiert?
Lange abtropfen lassen und dann unter Wasser. Das war definitiv too much zum abschlecken! 🙂