Bin fast ein wenig froh, daß ich schon vor zwei Jahren auf meinen MBSR-Kurs gekommen bin – derzeit rollt die Welle der Achtsamkeit durch alle Blogs und Foren, und ich glaube, hätte ich’s nicht vorher ganz allein und zufällig entdeckt, und unter dem für mich „einfacheren“, weil keine Eso-Assoziationen erweckenden Namen (Mind Based Stress Reduction), dann würde mich das jetzt eher abschrecken.
Dabei ist es doch wirklich was richtig gutes, hilfreiches – und so vielfältig in der Umsetzung, daß es leicht ist, Dinge zu finden, die Einem liegen. Für mich hat sich herausgestellt, daß ich gut runterfahren kann, wenn ich mich auf eine bestimmte Wahrnehmung konzentriere. – Wer lauscht (zB), der kann nicht denken – das Karussell stoppt kurz. Und wenn man das übt, dann kann man’s selbst ohne allzuviel Dranbleiben (ich habe NICHT geschafft, was sicher toll wäre: sich täglich 20 Minuten dafür zu nehmen) auch nachts (zB), wenn man im Halbschlaf ängstliche Karussellfahrten macht. Andere atmen. Oder essen. Oder gehen. Oder schnippeln (Essen) Also- atmen oder essen oder schnippeln NUR.
Damit wird geübt für das, worum es eigentlich geht: Im ganzen Leben innerlich nicht dauernd an mehreren Stellen gleichzeitig zu sein, sondern der Sache, die man momentan tut, die volle Aufmerksamkeit zu widmen. Nicht leicht!
Der zweite Punkt ist: nicht zu bewerten. Zu bemerken, was gerade passiert, aber das nicht zu bewerten. Auch nicht leicht. Wie schnell schimpfe ich mit mir selbst, wenn schon wieder die Gedanken abschweifen. Wie oft sage ich innerlich „Jetzt stell Dich nicht so an“. Undsoweiter.
Zusätzlich habe ich mir ein Buch gekauft, in dem es viele Übungen gibt. Vorgeschlagen wird, immer eine Woche lang eine zu wiederholen. Manche krieg‘ ich hin (Immer wieder mal was mit links statt mit rechts machen. Oder mehrfach täglich auf seine Körperhaltung zu achten – und sie ggfls zu korrigieren, weg vom fläzen), andere nicht (1x täglich irgendjemandem ein ernstgemeintes Kompliment zu machen. Kam ich mir blöd bei vor, so mit Vorsatz. Oder eben alle Mahlzeiten bewußt NUR zu essen. Furchtbar! Hab ich nichtmal EINE Mahlzeit lang hingekriegt *g*Aber der Test ist allemal interessant. Wieso zB komm‘ ich mir blöd dabei vor, Jemandem was nettes zu sagen, bloß, weil ich’s mir vorher vorgenommen habe? Sowas…)
Persönliches Fazit nach zwei Jahren MBSR, angefangen mit angeleitetem Kurs, dann auf eigene Faust fortgesetzt: Ja, es hilft weiter, aber ich benutze das ganze vielleicht zu sehr zweckbezogen. Als Hilfsmittel in den Momenten, in denen es mir nicht gut geht. Das ist mir lange nicht aufgefallen, erst in den letzten Wochen eigentlich. Wenn ich wirklich möchte, daß es mir gut geht, werde ich dranbleiben müssen, mir auch zu normalen Zeiten, im Alltag, bewußte Momente einzubauen. Daß mir das jetzt aufgefallen ist, ändert ja an sich schon etwas. Ich bleibe dran….
Wer sehr gestresst oder schlecht drauf ist, wenn er auszuprobieren beginnt, dem empfehle ich dringend einen angeleiteten Kurs. Wenn man zehn Wochen lang einmal wöchentlich drei Stunden lang sowas macht und „Hausaufgaben“ bekommt plus Theorie, das verändert tatsächlich allerhand zum besseren. Allein wird das auch mit CDs und Büchern so nicht funktionieren, schätze ich. Und die Krankenkasse bezahlt das sogar! Aufbauen kann man dann ja allein, je disziplinierter, desto hilfreicher.
Nur zu, auch wenns noch so modern ist, denn nicht alles, was trendy ist, ist auch gleich schlecht
sagt
Fjonka
die Trendsetterin
*g*
P.S. welches Wort ist eigentlich hip grad? Trendy und hip sowie modern sind’s jedenfalls nicht, schätze ich *g*
Dein Beitrag gefällt mir wirklich sehr gut. Man ist zu selten im hier und jetzt und deshalb sollte man Achtsamkeit üben. Ich finde gar nicht schlimm, dass du sie nur anwendest, wenn es dir schlechter geht. Das positive daran ist, dass du deinen zustand merkst und etwas dagegen unternimmst. Das ist eben auch eine Möglichkeit, dass es einem wieder gut geht. Warum sollte das zu zweckgebunden sein?
Wenn du dich komisch fühlst bei Übungen, dann sind das eben keine richtigen für dich. Da musst du eben andere aussuchen. Das ganze verändert sich auch und somit auch die Übungen.
Daran ist ja nichts schlimmes.
Wenn du Aufgaben vergisst, könntest du einen Plan machen. Nimm dir vielleicht einen Tag in der Woche, an dem du neue Übungen machst und ausprobierst. Vielleicht könntest du auch dafür eine Liste machen, damit du weisst welche Art dir gefällt.
Das ganze ist eben try and error.
Viel Erfolg bei weiteren Übungen.
Das sind interessante Gedanken, da werde ich ein wenig drauf rumkauen (im guten Sinne) danke 🙂
Und: als „Versuch und Irrtum“ empfinde ich das ganze auch. Gerade deshalb fand ich den Kurs auch gut: es wurde angeboten, kein neuer Heilsweg verkündet. Und immer wieder betont, daß für JedeN eben andere Dinge passen.
Es ist so wie du sagst: nicht jeder hat die gleiche Einstellung und Übung.
Das schwierige ist eben, seine eigene Vorlieben kennen zu lernen.
Bei deinen Überlegungen wünsche ich dir ganz viel Erfolg.
ich find das nen total schönen Beitrag, weil der so … ja, irgendwie direkt ausm Leben gegriffen geschrieben ist.
Was das Komplimente-machen angeht, vielleicht musst du nur deinen Ansatz ein klein wenig korrigieren. Also nicht „ich muss heute unbedingt jemanden was Nettes sagen“ sondern: „mal guggen, wo sich heute die Gelegenheit ergibt, jemanden etwas Nettes zu sagen.“
Damit legt sich der Focus auf die _Gelegenheit_: Die Frau an der Kasse vor dir hat einen total schönen Kuschelschal an? Sag ihr doch einfach, dass du den toll findest. Solche Kleinigkeiten finden sich fast immer. Und wenn nicht, dann überleg dir abends einfach, worauf du heute stolz bist, was du heute gut gemacht hast – und sag dir selber was Nettes 🙂
Dankeschön, ein schönes Kompliment 🙂
Und was die Komplimente angeht – eigentlich war mein Ansatz schon so einer, und trotzdem war’s irgendwie – seltsam.
Momentan „soll“ ich täglich abends 5 Dinge notieren, für die ich dankbar bin. Bin gespannt, finde das aber erstmal gut, weil ich den ganzen Tag dadurch das Auge auf solche Dinge richte. Und weniger aufs negative.
Hallo Fjonka!
Mir haben die Achtsakeitsübungen,das Yoga und die Meditationen unheimlich gut getan. So etwas hätte ich mir vorher nie vorstellen können wenn ich ehrlich bin.
Mittlerweile meditiere ich wirklich täglich und will nicht mehr drauf verzichten.
Mit dem Buch bin ich noch immer nicht durch, weil ich zwischendurch andere Übungen gemacht habe (Anregungen meiner Yoga-Lehrerin) oder mir für einige andere einfach mehr Zeit als eine Woche genommen habe.
Mode hin oder her – in Wahrheit sind das uralte Techniken, die in anderen Kulturen schon seit Jahrhunderten angewendet werden. Ich finde gut, dass in Zeiten wie diesen von vielen Menschen wieder ein Gang zurück geschaltet wird.
lg
Maria
Ich brauche auch deutlich länger als 1 Woche pro Übung – halt, weil ich’s immer wieder vergesse. Mühsam nährt sich das Eichhörnchen – aber da ich merke, daß sich langsam auch bei meiner Sparvariante des Ganzen innerlich was tut, bleibe ich dran 🙂
jaja, diesen modernen Kram… GEht mir auch immer so, dassich Sachen verweigere oder als Quatsch abtue, weil es auf einmal alle machen. Dieses Achtsamkeitsdingsbums genauso wie Aerobic, Yoga und Taiginseng oder wie das alles heisst. Leider gibt es Sachen, die sobald aus der Mode wieder verschwinden. So z.B.das Aqua Jogging im örtlichen Hallenbad. Sehr effektives gelenkschonendes Training. Sehr lustig für Zuschauern und peinlich für einen selbst, aber wenn man sich daran gewöhnt und den passenden Vorturner hatte … Nun leider gabs danach dann alle möglichen Aqua-Dingens Kurse, die aber wederso effektiv, aber dafür dann Mode wurden, dass dieseNIesche nicht mehr angeboten wird. Ich könnte es zwar selbst einfach so machen,aber da kann ich mich nicht in der Gruppe verstecken 😉
Es stimmt schon, nicht alles was Mode ist, muss schlecht sein 🙂
Ach was, peinlich… ist der Ruf erst ruiniert lebt sich’s völlig ungeniert. Weißte doch!!!
😉
eben, aber in der Gruppe ist das in solchen öffentlichenEinrichtungen leichter 😉
und stimmt auch, nicht alles was Mode ist, ist neu… 🙂
Ich kannte schon ein paar Achtsamkeitsübungen vom Yoga. Damit kann ich auch super einschlafen (was man natürlich nicht soll). Aber sonst habe ich mich noch nie damit beschäftigt, bis es im BC-Forum aufkam. Ich bin schon immer woanders mit meinen Gedanken, muss ich sagen (und auch im Karussel), da finde ich zumindest den Ansatz interessant. Mandalas sind aber auch nichts für mich, das macht micht total nervös und meine Gedanken schweifen erst recht ab. Malen konnte ich wirklich noch nie.
Also, beim MBSR ist „erlaubt“, dabei einzuschlafen (zumindest, wenn Du’s nicht grad beim Gemüseschnippeln einsetzt *gg*). Heißt ja: Du entspannst! Und wird nicht bewertet, sondern eben so wahrgenommen. Irgendwann wachst Du auf und kannst mit frischer Kraft weitermachen 😉 Einige meiner Mit-Kursler sind bei den liegenden Übungen regelmäßig eingeschlafen. Da war’s dann für mich eine Übung, deren Geschnarche auszublenden und nicht zu bewerten 😉
Yoga wird beim MBSR-Kurs auch kurz vorgestellt, diese 10 Wochen sind so eine Art Einführung samt Vorstellung diverser Methoden. Aber Yoga war das meine nicht. Dafür aber progressive Muskelentspannung (Jacobsen) – wunderbar! Auch eine Methode.
Was im BC-Forum grad läuft ist, glaub ich, eher so was, das evtl dafür geeignet ist, die Mitmacherinnen täglich dran zu erinnern, daß da doch was war…. denn der Alltag – der ist der größte Gegenspieler, man vergißt so leicht, sich mal kurze Auszeiten für sich selbst zu nehmen.
Hmja. Irgendwie hatte ich nie so das Problem damit, mich auf eine einzige Sache zu konzentrieren. Eher damit, verschiedene Sachen gleichzeitig zu machen: Einen Trick einrichten und gleichzeitig den Autoren erklären, was ich da eigentlich mache… bekomme ich bis heute nicht hin. Aikido und vor Allem Kenjutsu schulen ja auch die Achtsamkeit. Im Forum werden ja gerade solche Übungen vorgeschlagen und bei vielen entgeht mir einfach der Sinn. Mandalas ausmalen zum Beispiel. Wenn ich malen will, dann male ich (und wehe dem, der mich stört) aber ein Malheft besorgen um vorgegebene Formen bunt auszumalen? – Neee.
Es braucht halt nicht Jede dasselbe, habe ich auch nie behaupten wollen. Und auch ich kann mit so einigem nichts anfangen (wie ichs ja auch beschrieben habe), aber wenn JedeR ETWAS findet, was hilft, so Hilfe nötig ist(!), dann ist schon Vielen geholfen.
Wahrscheinlich ists völlig normal, daß so Wellen schwappen (Aikido war ja auch mal sehr modern) und ein paar Leute bleiben dabei, wenn die Welle abgeflaut ist, weil das, was grad aktuell war, für sie gut war.
Ja, so ist das. Mir hat das Aikido/Kenjutsu extrem gefehlt. Gerade auch in den letzten Wochen. Aber wann war das mal modern?
Ich erinnere mich an Mitte der 90er, als plötzlich überall unterschiedliche fernöstliche Kampfsportarten angeboten wurden Da habe ich das wort „Aikido“ auch zum allerersten mal gehört…. 🙂
Ich habe es in den 80ern zuerst gehört, aber „Mode“ war das eigentlich nie so. Jedenfalls nicht so wie Karate, Boxen oder neuerdings Kickboxen und Hapkido. Vielen Kampfsportlern ist ja Aikido zu sanft und es gibt keine Wettkämpfe.
Gucke, Hapkido kenn ich nichtmal vom Begriff her.