Der lange Weg zum Tivoli

Schon länger hatten wir gespart, Ziel waren vernünftige, aber kleine Boxen fürs Wohnzimmer. Nun war da so ein Tag…. so einer, von denen….., und an so einem Tag faßte ich den Entschluß: so, los jetzt:
wi fohr’n to Mediamarkt
und gucken nach Boxen.

Kapitel eins
In der neuen Zeit

Mediamarkt war’s dann nicht, sondern die Konkurrenz aus demselben Hause – allein, daß das so war (bzw daß wir beide dachten, an diesem Ort sei eben ein Mediamarkt) zeigt schon die Wichtigkeit von Elektronikmärkten für mich/ uns: sie liegt bei knapp über null *g* und dementsprechend selten halten wir uns auch dort auf. Das wiederum führte zu ziemlichem Erstaunen, als wir feststellen mussten: Boxen? Sowas scheint man heutzutage nicht mehr zu benötigen – es gab genau 3 Sorten, und die waren nicht klein, sondern im Gegenteil ähnlich sperrig wie die bei uns daheim bereits vorhandenen (Die deshalb seit 20 Jahren aus dem Nebenzimmer tönen, zumindest der Subwoofer, seit ich die richtig großen aussortiert hatte, weil die Hochtöner nicht mehr gingen und die etwas kleineren rübergepackt….. was bedeutet, daß man Musik nur noch bei geöffneter Scheibetür gut hören kann, was im Winter sehr energieverschwendend ist….)
Hmmmmm…. wir gingen also weiter.
Da- da sind doch auch noch Boxen!?
Näher ran, stehen da kryptische Wortfolgen, aus denen der Herr F. immerhin zu schließen vermochte, daß das zwar Boxen sind, abr solche, die per irgendwas mit Smartphones oder Computern verbunden werden – also nix für uns.

Frust auf der ganzen Linie.

Beim rausgehen kamen wir an Radios vorbei – halt!! RADIO!! Also, wenn wir schon in der Stadt sind, dann könnten wir doch….. unser altes, schönes Röhrenradio ist nämlich seit einigen Jahren nur noch Deko, weil es nach einigen Minuten sowas von seltsam rumbrummt, daß es nicht auszuhalten ist. Oder wahlweise ganz ohne Bass spielt – was auch Sch*** ist. Und da war der Gedanke schon länger da, sich so ein Radio anzuschaffen, wie ichs von der Freundin kenne – sieht schick aus, ist schön klein und hat guten Sound. Tivoli heißt es.

Kapitel zwei
Die Ausschaltung der kleinen Verkäufer

Also fuhren wir zur Roten Straße, denn dort im Kontorhaus gibt es diese Radios seit Jahr und Tag, und immer stand ich bewundernd davor – heute also sollte der Tag sein, an dem ich endlich zuschlagen würde.
Aber was ist DAS?
Auf dem Platz, an den die Tivoli gehören, steht anderes? Und auch sonst sehe ich sie nirgends!?
„Ja, das ist so eine Sache“, verkündet die Verkäuferin, „die Firma Tivoli hat beschlossen, daß wir und alle anderen kleinen Läden faktisch ihre Radios nicht mehr verkaufen dürfen – weil sie nur noch mehr als 50 (? Wir wissens nicht mehr genau, VIELE jedenfalls) auf einmal abgeben, und das können wir nicht!“
Oh.
Und wohin jetzt?
„Das tut mir leid, das weiß ich auch nicht. Hier in Flensburg ist niemand mehr, vielleicht in Hamburg?“

Kapitel drei
In Hamburg – oder im Internet.

Also ins Internet (nachdem ich kurz mit mir gerungen habe, denn im Grunde gehört so ein Verhalten natürlich mit Boykott bestraft. Aber.) Im Internet stellte sich dann raus: wenn schon, denn schon: die Dinger gibt’s inzwischen auch mit Bluetooth-Funktion (was heißt: der Herr F. könnte im Radio seine Musik vom Fairphone aus abspielen) Kostet bloß 20 Euro mehr. Bestellt.

Das war vor Weihnachten, der Händler schrieb im Netz, ab 3.1. werde geliefert.

Kapitel vier
Schöne neue Versandwelt

Januar wurde es. Geliefert wurde aber nicht!
Anfang Februar hat der Herr F. angerufen – nö, die haben noch(!) keine Radios da – ob er stornieren wolle? Ja.
Ich, ziemlich stinkig, musste mich belehren lassen, sowas sei normal: die schreiben einfach nicht hin, daß sie garnichts auf Lager haben, sonst würde ja Keiner bestellen, und sammeln dann, bis genug Bestellungen da sind.
ICH nenne das Beschiß, aber offenbar wird das so hingenommen…..
also nochmal weitergeguckt, nochmal woanders bestellt, wo ausdrücklich stand „auf Lager“ – und tatsächlich stand binnen weniger Tage das Radio auf dem Tisch.

Kapitel fünf
Juchu!
Oder???

Wunderbar – hübsch isses, guter Sound, Antenne, die jede Menge Sender bekommt –
aber es läßt sich nicht mit dem Fairphone verbinden! Und auch nicht mit dem zum testen geliehenen Smartphone der Bekannten. Beide Telefone sagen, im Umkreis gebe es kein Bluetooth-fähiges Gerät.

Tags drauf ruft der Herr F. die Firma an, ob sie eine Idee haben, aber eigentlich ists ganz einfach: Knopf auf „Bluetooth“-Stellung – dann findet das sendende Gerät das Radio, und los geht’s. Kann man nicht viel falsch machen, wird wohl was kaputt sein….. das sagt dann auch die Firma und empfiehlt, den Händler zu kontaktieren, um das Gerät umzutauschen

Kapitel sechs
Hotline oder nicht hotline- das ist hier die Frage

Und die Antwort lautet: Nicht hotline! Puh! Glück gehabt! Am Telefon ist der Händler selbst! Am selben Tag haben wir einen Retourschein in der Mail, natürlich behält sich der Herr Harrer (so heißt auch der Shop – und das ist jetzt eine Empfehlung!!) vor, das nachzuprüfen. Wir schicken das Gerät weg, zwei Tage drauf eine Mail: ja, es ist kaputt, Ersatz ist in der Post, und

Kapitel sieben
Ende gut, alles gut

schon am Tag drauf steht unser neues Radio an seinem Platz. Es ist wirklich ganz einfach: Bluetooth-Knopf gedreht, schon findet das Fairphone Verbindung und des Herrn F. Musik dudelt aus dem Radio……. Super Sound für so ein kleines Dingen, wir freuen uns!!

Kapitel acht:
Zwei Wochen später

Jepp, das war eine gute Investition von Zeit, Geld und Nerven: inzwischen habe ich auf des Herrn Fairphone eine eigene, ständig erweiterte Hör-Liste, mit der ich von Bob Dylan, Schandmaul, Bowie und ähnlichen Verirrungen in des Herrn Hörwelten verschont bleibe und fühle mich fast wieder in Zeiten der geliebten Mix-Kassetten zurückversetzt. Leider hat der Herr F. nur meine Original-CDs auf sein Phone überspielt, nicht die ganzen gebrannten, und so vermisse ich noch viel Lieblings-Mukke – aber nuja, ich kann die Liste ja eh nur abhören, wenn er daheim ist. Daß das Radio mono spielt, hört man nur bei ganz wenigen Stücken, der Sound ist prima, und uns macht das neue Spielzeug Spaß.

14 Kommentare zu “Der lange Weg zum Tivoli

  1. Bibo59 sagt:

    Jetzt habt ihr mich heiß gefahren auf so ein Radio. Dabei gehöre ich eigentlich gar nicht mehr zu den Leuten, die alles haben müssen. Aber seit dem Umzug nach Köln, als ich meine Stereo-Anlage zerstört und die Trümmer verkauft habe, besteht meine musikalische Berieselung aus einem krächzenden Radiowecker oder manchmal dem Klapprechner hier.

  2. Bibo59 sagt:

    Ja, Boxen und Stereo scheint es überhaupt nicht mehr zu geben.
    Ich habe aber 2012 noch kleine Aktiv-Boxen incl. Subwoofer als Abhöre für einen Computer gekauft. Dringend notwendig, wenn man Filme schneidet.
    Und die Mieterin schwärmt von ihrer Bose-Anlage.

  3. teff42 sagt:

    tja, diese technischen Tücken sind fies… die handelnden auch irgendwie.
    Meine Boxen haben auch lang gedauert und das Abspielgerät musste ich 2x zurückschicken, weil irgendwas nicht ging, seitdem (toitoitoi) ist damit fast alles gut, außer, dass der Apparat seit einiger Zeit keine DVDs mehr abspielt, vermutlich ist da irgendwas verschmutzt oder verharzt. Ich wollte den auch schon in Reparatur geben, aber da ich Filme inzwischen gern auch als Bluray abspiele, habe ich mir einen kleinen zusätzlichen Player besorgt, der natürlich auch DVD kann.

    Zu eurem Röhrenradio: Der Röhrenklang ist unvergleichlich. Aus Sicherheitsgründen sollte man solche Geräte erst nach einer professionellen Durchsicht, Reinigung (Staub) und ggf. Austausch einiger gefährdeter Komponenten wieder inbetriebnehmen, wenn sie lange standen, immerhin sind die Geräte inzwischen ja auch schon in die Jahre gekommen sind.
    So ein Stromschlag ist nicht zu unterschätzen und wenn so eine Röhre implodiert, möchte ich auch nicht daneben stehen.
    Herrchen hat seins checken lassen, die Röhren mussten getauscht werden und nun gehts wieder. War garnicht teuer.

    • Fjonka sagt:

      Das hatten wir auch überlegt (das durchgucken zu lassen), aber wir wissen einfach nicht, wer sowas machen könnte. Und dann kam halt dieser Tag, an dem einfach gekauft werden MUSSTE *gg*
      Das Thema Röhrenradio ist damit aber noch nicht durch, bloß fehlt jetzt die Dringlichkeit. Es steht da ja gut 😉

      • teff42 sagt:

        wir kennen da ja wen, den können wir mal fragen. Wenns zeitlich nicht drängelt ist das vermutlich kein Problem, der Transfer ist etwas umständlich, denn der gute Mann wohnt in Friesland.

        Sag doch mal Marke und Modell

        • Fjonka sagt:

          Nö, drängen tut das nicht – aber Friesland ist weit… vielleicht kennt der ja wen näher bei!?
          Das Radio heißt Rondo, für mehr müsste ich hochklettern, das mach ich die Tage mal, aber heute bin ich dazu nicht mehr in der Lage – heute gibts bloß noch Sofa und dann zügig Bett…..

  4. ladypark sagt:

    Hat sich denn damit das Thema Boxen erledigt?

  5. RalfH sagt:

    Watt en Hantier! Komm nach Aachen, da steht an der Krefelder Straße ein riesiger Tivoli rum.

Platz für Klönschnack ...

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