Habe mich, als grad die Sonne drauf schien, zehn Minuten vor den Altholzstapel gesetzt, der schon seit mindestens 22 Jahren an derselben Stelle vor sich hin steht.
Gestapelt hatte ich den damals aus Holz, durch das es kein durchkommen gab: der Spalter prallte dran ab, die Säge war zu klein dafür, es waren dicke Holzscheiben mit Rinde, von denen auch Folgä – der ja von Beruf Tischler war – nicht sagen konnte, von welchem Baum dieses monsterharte Holz wohl sein könnte.
Viele Jahre lang hatte man dann auch wirklich fast das Gefühl, das müsse eine Halbwertszeit von 227 Jahren haben oder so – es passierte rein garnichts. Macht nix, ist hübsch – und da ich damals noch nicht um die Bedeutung von Totholz im Garten wusste, hatte ich es eh aus dekoratiǘen Zwecken dort aufgetürmt. Aber irgendwann ging doch die Rinde ab, die ein oder andere dünnere Scheibe, die unten feucht lag, zerbröselte – und da ich nun eine Goldwespe darauf herumturnen gesehen hatte, dachte ich mir: oh, FOTO!!! und setzte mich.
Und was es alles zu entdecken gab in diesen zehn sonnigen Minuten!!
Ein Admiral kam zum sonnen
mehrere verschiedene Wildbienen der kleine, unscheinbaren Art flogen herum – und besetzten die kleinen Löcher, die nun doch „schon“ in den Holzstücken zu sehen sind – auf allen Fotos aber sind sie „schon weg“ – die kurze Auslöser-Verzögerung schlägt mir oft ein Schnippchen.
Ein Tagpfauenauge sonnte sich
unbeabsichtigt habe ich beim ausrupfen eines trockenen Grasbüschels eine Ameisenkolonie ihres Brutnests beraubt – Eier wurden in großer Hast in Sicherheit gebracht – in so großer Hast, daß mir leider auch davon kein schrfes Foto gelungen ist…. Auch die Glanzwespe tauchte mehrfach auf und untersuchte Holzstellen – aber immer zu eilig, um sich knipsen zu lassen, ebenso war’s mit der Hummel am Zimbelkraut
Fliegen sonnten sich
Verschlossene und geöffnete (Schlupfwespen??) Niströhren zeigen, daß Insektenhotels total überflüssig sind, wenn frau bloß Totholz, am besten (für die Wildbienen jedenfalls) stehend und sonnig irgendwo hinstellt und stehenläßt
Und ich habe dann, beeindruckt, wie ich war, gleich nochmal dafür gesorgt, daß noch mehr Auswahl an Futter und Nistplätzen entsteht:
Und ich habe da, wo auch der verschmähte Hummelnistkasten stand, erste Teile des „Schattsaum“ ausgesät.
Sieht winzig aus, sind aber doch so einige Quadratmeter. Davon mehr, wenn die Saat beginnt, aufzulaufen.
Das mit dem Totholzstapel merke ich mir. Ich hätte ja eher gedacht, man soll das Holz legen statt stellen, aber wieder was dazu gelernt. Sonnige Plätzchen haben wir hier ja reichlich.
stehend wertvoller als liegend,
sonnig wertvoller als schattig,
dick wertvoller als dünn
habe ich mir aus des Grafen Buch „Totholz als Lebensraum“ gemerkt.
Insgesamt aber gilt: für alle Attribute gibt es Liebhaber und Bewohner. Wichtig ist bloß: laaaaange am selben Ort lassen.
„..und dann muss man ja auch noch Zeit haben, einfach dazusitzen und vor sich hin zu schauen.“ (Astrid Lindgren)
Und wenn man sich die Zeit nimmt, dann entdeckt man solche Veränderungen.
In der Wiese gibt es jede Menge Grashüpfer, auch nicht fotografierbar, die es vor zwei Jahren noch nicht gab.
Ja, die Frau Lindgren hatte schon schöne, einfache (und zT lustige) Lebensweisheit.
„Es gibt kein Verbot für alte Weiber, auf Bäume zu klettern!“