In unserem Bienenzimmer gibt es eine Kiste, in der ist die Vergangenheit. Außer den alten Fotoalben und den Tagebüchern ist dort fast alles verstaut, wovon ich mich aus meiner Kindheit nicht trennen konnte, als die Eltern vor vielen Jahren meinten, ich möge doch nun bitte mal die Sachen durchsehen, die noch im alten Kinderzimmer sind.
„Aus Gründen“ habe ich dort nach der heutzutage politisch unkorrekten Bastdose mit den Murmeln gesucht, ohne jedoch fündig zu werden (sollte ich sie wiederfinden, werde ich Euch zeigen, was an dieser Dose so schlimm ist….) Gefunden habe ich eine andere, unverdächtige aber recht hübsche Dose, an deren Inhalt ich mich spontan nicht erinnerte.
Also hab ich sie geöffnet:
Ricki!
Ricki, Wellensittich und Freund.
Der zutrauliche Ricki, der aus dem Käfig durfte, sobald ich zuhause war.
Ricki, der sogar einige Worte sprach….. der auf meiner Schulter saß, mein Ohr beknabberte, versorgt und betüddelt und schwer betrauert wurde, als er schließlich starb.
Ricki, dem gegenüber ich trotzdem nach wie vor ein schlechtes Gewissen habe: ein Wellensittich. Alleine eingesperrt.
Damals wussten wir’s nicht besser, das ändert aber wenig dran….
Rickis Federn fand ich in der Dose!!
Deren schönste Exemplare ich gesammelt hatte – und von denen ich mich nun, nach mindestens 40 Jahren, dann doch getrennt habe, denn im Gegensatz zum letzten Mal (vor vielleicht zehn Jahren), als ich auf sie gestoßen war, sind mir diesmal beim Anblick der rührenden, kleinen, gestreiften Flaumfederchen nicht mehr die Tränen in die Augen geschossen, mir altem, sentimentalen kaltherzigen Weibsstück.
Ich war schon draußen, um die Federn flattern zu lassen, als ich doch noch den Fotoapparat geholt habe….. ein Gutteil ist letztendlich im Kompost gelandet – so wenig es sind, so sehr sah es beim fliegenlassen schon nach wenigen Federn fast so aus, als habe man ein Daunenbett im Garten geschlachtet…. aber ein paar hab ich noch in die „Holzskulptur“ bei den Bienen gesteckt, zum angucken, solange sie dort bleiben, andere in die Wurmlöchlein im Holunder beim Windfang
…und manchmal ist es Zeit, etwas loszulassen. Zum Beispiel die alte Schuld des einsamen Wellensittiches. Auch ich hatte einen. er hieß Matzel. LG Gitta
Achje, da sind sie doch nochmal wieder, die feuchten Augen. Ins schwarze getroffen!!
So war das seinerzeit, ja… Mir tun meine Wellis im Nachhinein auch leid…. Zum Glück ist das Wissen um artgerechte(re) Haltung heute bei vielen Menschen größer.
Na, wenn das man stimmt – ich kenne noch mehrere Kaninchen in Einzelhaft in Ställen, die 3 Hopser erlauben. Wellensittiche sind nicht mehr so in, glaube ich, aber Nager sind nach wie vor oft arme Säue…..
Ja, das ist wohl so. Und was ich in anderen Teilen der Welt gesehen habe, lässt mich auch nach Jahren noch schaudern…
Ach ja, ich hatte auch so einen. Er hiess Jackie und hatte blaue Federn. Er wurde nie zahm und fristete sein einsames Leben meist im Käfig. Ich schäme mich heute auch sehr dafür!
Achje, ja – die, die nicht zahm wurden, waren die ärmsten 😦 die zahmen hatten immerhin Gesellschaft, Freiflug etc.
Ja, leider…
Ja, die 70er waren die Zeit der Wellensittiche in Einzelhaft. Wir hatten stets zwei, aber es war immer ein Problem, wenn einer starb: Den anderen allein lassen, bis er auch stirbt, oder wieder einen Gefährten holen und das Spiel setzt sich endlos fort?
Später hatte ich mit meinem Freund mehrere Wellensittiche, die frei herumflogen und irgendwann ein großes Loch in die Wand nagten, um dort zu brüten.
Wow- hatten sie Erfolg??😃
(Nach Ricki hatten auch wir zwei, natürlich wurden die dann nicht so zahm….. )
Nein, es waren nur ausgiebige Bauvorhaben zu beobachten.
Aber mein Bruder hatte seinerzeit in einer großen Voliere Wellensittichnachwuchs.