Tante Emma in Zeiten des Strukturwandels

Großes tut sich im Dorf!

Nachdem das Vorhaben eines geförderten Dorf-Markttreffs gescheitert war, kam Jemand mit Tante Enso um die Ecke.

Ein neues Konzept ist das: ein Online-Supermarkt, der in Dörfern ohne Einkaufsmöglichkeit einen Minisupermarkt zu eröffnen verspricht, wenn sämtliche Supermärkte mehr als 7,5km entfernt sind UND mindestens 300 Menschen einen Genossenschaftsanteil von 100 Euro zeichnen (den sie zurückbekommen, sollten die 300 nicht zusammen kommen)

Wenn das also klappt, baut MyEnso einen Minisupermarkt, der stundenweise auch Personal und Öffnungszeiten hat, in der restlichen Zeit kann, wer will, mit einer Chipkarte 24/7 rein und einkaufen. Man kann sich Dinge ins Sortiment wünschen, und vor Eröffnung auch sonst Wünsche äußern, zB über die Öffnungszeiten, den Service oder auch das Sortiment

Obwohl das Ganze so ziemlich gar nicht beworben wurde haben sich kurz vor knapp über 300 Leute gefunden. (wir als Nicht-Dorfcliquenmitglieder haben es überhaupt nur mitgekriegt, weil im „Hauptdorf“ anderthalb Wochen vor Zeichnungsschluß ein Flyer in den Briefkästen verteilt wurde. Das übliche halt, hier *seufz*) Es hatte eine Zoomkonferenz gegeben, die aber auch nur mitbekam, wer eh schon auf der Seite war- oder auf der Dorf-Homepage. Auf die ich alle zwei, drei Wochen mal gucke, und deren Newsletter ich abonniert habe. Kam „nach Flyer“, aber kam – also hätten wir’s darüber etwa drei Tage vor „Einsendeschluß“ auch noch erfahren.

Egal, es hat also geklappt.

Wir haben kurz überlegt, ob wir das unterstützen, aber besser eine solche Lösung als gar keine. Inzwischen haben wir auch bei einer Umfrage, die TanteEnso wg Corona statt einer Dorfkonferenz anbietet, mitgemacht und sind nun gespannt, wie das weitergeht, und vor allem, wie lange es dauert, bis gebaut wird.

Wir werden sicher nicht allzu großes zum Umsatz beitragen, kaufen wir doch hauptsächlich im Laden, in dem ich arbeite, und eh vor allem bio. Aber es gibt ja doch einiges, das „bio“ einfach nicht hinkriegt. Leckere Chips oder „Würmchen“ herzustellen, zB Oder Brot, das mir schmeckt. Also, das kriegen jedenfalls die Biobäckereien nicht hin, die unseren Laden beliefern, deshalb kaufen wir Brot hauptsächlich konventionell bei den handwerklichen Bäckereien in der Gegend – und da MyEnso Werbung damit macht, regionale AnbieterInnen mit ins Boot zu nehmen, habe ich mir die zwei guten Bäckereien sowie mehrere Bio-Bauernhöfe als Liefernde gewünscht (gewünschte Regio-Liefernde wurden in der Umfrage auch abgefragt)

TanteEnso ist relativ neu, hat aber schon ein paar Mini-Supermärkte eröffnet. Es bleibt abzuwarten, ob das Konzept funktioniert. Ich finde, im Prinzip ist es bitter nötig, irgendwie Infrastruktur in die Dörfer zurück zu bringen; insofern: auf alle Fälle erstmal eine gute Idee, die hoffentlich so funktionieren kann.


Es hat sowas von aber auch garnichts damit zu tun – und will doch erwähnt sein: auf dem Wieseltier-Blog ist tags nach dem Beitrag, aus dem ich zitiert habe, ein weiterer die Ukraine-Lage betreffender erschienen, der mir sehr lesenswert scheint. Der Blick ist ein anderer als der, der momentan überall dominiert. Und mir ist einmal mehr klargeworden, wie schnell ich vergesse, das, was hier war und umso mehr das, was die Ukraine – auch – war und zT noch immer ist. Und wie schnell ich mich vereinnahmen lasse, von allen Seiten.

Bin ich überhaupt in der Lage, mir ein eigenes Bild zu machen – geschweige denn ein eigenes Urteil zu bilden? Wohl nicht. Aber das Unbehagen angesichts von Waffenlieferungen, Aufrüstung und Co steigt.

Klare Leseempfehlung: *klick*

Einige kritische Anmerkungen dazu: zB sind die Ukrainer keine Vertriebenen (das Wort hat völkerrechtlich eine klare Definition), Jugoslawien ist nicht vom Westen zerschlagen worden, und die Sache mit dem passiven Widerstand scheint mir reichlich unrealistisch. Das füge ich noch hinzu, weil der Herr F. grad den Beitrag zerlegt. Wobei auch er Vieles richtig und bedenkenswert findet, interessant eh.

Mir zeigt sowas schlicht, wie wenig Ahnung ich habe und wie wichtig es ist, kontroverses zu lesen, um sich ein Bild machen zu können


Was auch gruselig ist, ist: plötzlich nimmt Polen Flüchtende auf. Aber nur hübsch weiße. Schwarzafrikanische Studierende aus der Ukraine werden nicht über die Grenze gelassen, liest man.

Dazu merkt der Herr F. an, daß Polen sagt: nur Ukrainer haben freie Ein- und Durchreise, bei Anderen muß erst mal der Status festgestellt werden, und das dauert auch mal.

Hier sammelte Jemand einige Zitate aus Berichten aus aller Welt, die latent und zT auch ausdrücklich deutlich machen, daß in Polen sehr deutlich, aber auch in anderen Ländern zumindest manche Berichterstattung einen latenten Rassismus zeigt; es ist erschreckend! *klick*


Nur fünf Staaten haben gegen die UN-Resolution zur Ächtung des russischen Vorgehens gestimmt. Rußland, Belarus, Syrien, Eritrea, Nordkorea. Eine für sich sprechende Liste. China (und auch Indien, ebenfalls Atommacht und 32 Andere) haben sich enthalten. Schade!

5 Kommentare zu “Tante Emma in Zeiten des Strukturwandels

  1. Bibo59 sagt:

    Was ist eigentlich aus Tante Enso geworden?

  2. Bibo59 sagt:

    Ja, ich bin auch gespannt, wie das denn klappt mit dem Tante Emma Laden. Und ja, Infrastruktur im Dorf fehlt, führt zu Landflucht, führt dazu dass noch mehr Infrastruktur abgebaut wird, führt dazu, dass sich alle in der Stadt klumpen und normale Menschen keine Wohnung mehr finden, führt dazu, dass die Grünflächen um die Stadt rum gnadenlos zugebaut werden, führt dazu dass die Stadt sich aufheizt… alles hängt mit allem zusammen.
    Ich könnte grad kotzen, weil hier im Dorf eine Clique von Großgrundbesitzern tut und lässt was sie will und von der Bevölkerung kaum Gegenströmung zu erwarten ist. Einmal im Monat gibt es Brot und Spiele: Musikfest, Weinfest, Feuerwehrfest, Wochenendmarkt… gesponsort von, eben denen. Und der Großteil der Bevölkerung hat eine Anspruchshaltung entwickelt, bei der sie nie selbständig tätig werden müssen, geschweige denn denken.
    Immerhin haben sie es dieses Jahr erstmalig geschafft einen kleinen Kinderzug auf die Beine zu stellen, nachdem vorher wochenlang gewinselt wurde, warum es denn keine Karnevalsveranstaltung für die Kinder gibt.
    Ich bin schon am überlegen, ob ich wieder nach Norden ziehe, weil mir der kölsche Klüngel auf den Geist geht.
    also langer Rede kurzer Sinn: Ich freue mich für Euch, dass es da noch Menschen mit Initiative gibt, auch wenn ihr davon erstmal nichts mitbekommen habt und bin gespannt, wie es funktioniert.
    Zur Ukraine: Also ich mag ja den Mr. Wissen2 go. Eigentlich ein Erklärbär für die jüngere Generation, aber er macht das gut: https://www.zdf.de/funk/mrwissen2go-geschichte-12024/funk-der-ukraine-konflikt-die-geschichte-dahinter-102.html

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