Heute möchte ich Euch mal meine Zweifel und Gedanken zu meinen kleinviehhischen Bemühungen auf den Tisch packen.
Schon eine Zeit lang ist es bei mir hier ja relativ ruhig geworden, was dieses Thema angeht. Erst ist es mir garnicht so aufgefallen, daß ich zwar nicht das aufgebe, was ich schon immer tu‘, aber deutlich weniger Lust habe, aufwändigeres auszuprobieren oder nach neuen Mülleinsparungen oder Selbstmachmöglichkeiten zu suchen. Und auch einige gescheiterte Experimente habe ich nicht aufgegriffen, um neue Wege zu suchen, sondern habe stattdessen auf altbewährtes zurückgegriffen – so hat sich das selbstgemachte Geschirrspülmittel beispielsweise als nur halbwegs tauglich erwiesen: immer blieben einzelne Dinge, vor allem Gläser, Teller und Töpfe, schmutzig (seltsamerweise nur einzelne: zwei Menschen essen dasselbe Gericht – ein Teller ist blitzsauber, der andere weist Essensreste auf…), und ich benutze jetzt wieder gekauftes Geschirrspülmittel, immerhin aus dem Bioladen.
Aber warum der Elan so nachgelassen hat – das ist mir erst nach und nach aufgegangen: Es liegt (zu zumindest einem nicht geringen Teil) an der derzeitigen Entwicklung hin zum rechten Popularismus überall. Von Holland über Ungarn, Frankreich, Deutschland, Polen, Österreich, jetzt auch die USA undundund – überall zeigt sich das böse, rechte Gesicht der Abschotter, der menschenfeindlichen Menschen, derer, denen es ausdrücklich egal ist, ob sie belogen werden und selbst lügen, wenn nur ihr Weltbild bestätigt wird. Es schaudert mich, der Bauch schmerzt und es macht Angst, daß sie immer weniger Scheu haben, ihre kruden Thesen öffentlich auszubreiten. Daß sie sogar Zulauf finden. Und auch hier bei uns rücken die nächsten Wahlen näher, die Umfragen sehen die Rechten als viert-, vielleicht sogar drittstärkste Partei – und die Umfragen haben ja, Beispiel USA, das Potential deutlich unterschätzt, das es da am rechten Rand gibt.
Was nun hat das damit zu tun, ob ich nachhaltiger und umweltfreundlicher leben will?
Nun, einerseits liegt es daran, daß diese Entwicklung und mit ihr die Hilflosigkeit, die sie in mir erzeugt, die diffusen Ängste, das Gefühl, ins Abseits gedrängt zu werden, das gruseln und schaudern bei mir Gedanken und Kräfte binden. Andererseits scheint mir vergleichsweise popelig, über den Ersatz eines Spülschwammes nachzudenken, während gleichzeitig jede Menge Menschen wegen unserer Egoismen und dem „hören auf die berechtigten Sorgen der Menschen in unsrem Land“ blablabla seit Wochen, Monaten, Jahren und weiter auf unbestimmte Zeit in Plastikplanenzelten in Flüchtlingslagern leben. Oder herauszufinden, wo ich meine Kartoffeln ohne Plastiknetz bekomme, wenn woanders Menschen froh wären, überhaupt genügend zu essen zu haben.
Dann wieder ist mir klar: diese Gedanken lähmen nur. Denn es hilft den Hungernden auch nicht, die Kartoffeln MIT Netz zu kaufen. Und weder Frau Petry noch Herr Hoeck verstummen, weil ich über ihr Gegeifer statt über die Herkunft des Luffa-Schwamms nachdenke, den ich gern statt des Plastikspülschwammes nutzen würde. Und ich lese dies hier und denke: doch, es nützt doch, mein Kleinvieh.
Allerdings frage ich mich – zusammen mit Roswitha, die dies in einem Kommentar hier geschrieben hat –
Wie finden die Menschen zusammen, die diese Entwicklung nicht wollen? Nur gemeinsam können wir eine solche Politik bei uns verhindern, schaut euch Ungarn, Frankreich, Niederlande… an
Es fehlt mir die politisch-öffentliche Komponente, wenn ich mich zurückziehe auf gesparte Bons, Efeu-Waschmittel und Co. Das reicht in Zeiten nicht, in denen Leute reklamieren, „das Volk“ zu sein, die in meinen Augen unmenschlich und geradezu bösartig sind. Also – wie können wir, die ja das, was wir rein privat tun, im Grunde tun, um mit unseren kleinen Taten die Welt ein wenig besser zu machen (unterstelle ich mal), lauter werden? Deutlich machen: nein, Ihr seid nicht das Volk – Ihr seid nur ein winzig kleiner Teil davon, und wir sind da und bereit, Euch das auch zu zeigen! Und all denen, die auf die lauten, wenigen hören, sagen: Wir wollen mit unseren sehr berechtigten Sorgen bitteschön auch gehört werden!
Schlage ich da einen Bogen, der nicht geschlagen gehört? Hängen diese Dinge für Euch nicht zusammen, oder denkt Ihr ähnlich (und könnt Ihr’s vielleicht besser und stringenter ausdrücken? Mir ist schon klar, daß dies ein wenig gestoppelt ist, aber ich krieg’s nicht besser hin, momentan)? Und wie können wir zusammenfinden und uns bemerkbar machen?
Dies verlinke ich bei EINAB, weil auch das – für mich jedenfalls – dazu gehört. Wenn nicht zum einfacheren, so doch zumindest zum besseren Leben…
PS: im nachhinein fielen mir dann noch ganz andere Verknüpfungen ein. Ökobewegte Leute, die ihre Gründe im völkischen Denken finden. Denen die Umwelt nicht um ihrer selbst willen, sondern als Basis für das gute Leben ihrer „Rasse“ am Herzen liegt. Kotz. Langsamerleben hat das mal thematisiert, weil in ihrem Blog solche Leute aufgetaucht waren. Es kann nicht schaden, auch da ein wachsames Auge offen zu behalten.
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