I
m Zuge meiner aussortier-Aktionen bin ich über ein Flurregal „gestolpert“, in dem lauter Hefte und Bücher untergebracht waren, die ich nochmal durchschauen will – seit Jahren. Und hier standen auch meine Lesebücher aus den Schuljahren zwei bis vier. Das erste davon lese ich gerade – und bin sehr erstaunt: obwohl ich mich nicht erinnern kann, dieses Lesebuch für das 2. Schuljahr seit dem zweiten Schuljahr noch einmal wieder aufgeschlagen zu haben, kann ich mich bisher an jede einzelne Geschichte, an jedes Gedicht noch gut erinnern. Und zusammen mit den Erinnerungen zB an das, was als nächstes geschehen wird, kommen auch Gefühle wieder hoch.
Gestern beispielsweise las ich die Geschichte von den zwei Würsten, die sich, als es ihnen in der Pfanne zu heiß wird, auf den Weg machen. Die erste wird gleich draußen auf der Straße vom ersten Auto überfahren und bleibt geplatzt am Straßenrand liegen. Die zweite sieht ein, daß sie in der weiten Welt überfordert ist und bittet einen Passanten um Hilfe- einen Spitz. Der hilft auch erst tatsächlich und nimmt die Wurst mit – aber sie kommt nicht hinterher und bittet ihn, langsamer zu laufen. Das will er nicht, hebt sie aber auf den Rücken. Dort kann sie sich nicht lange halten, fällt herunter, dem Spitz vor die Schnauze, und mit einem ungeduldigen „Na, wer sich so ungeschickt anstellt, hat es nicht anders verdient“ frisst der Spitz die Wurst auf.
Was für eine fürchterliche Geschichte (unterschrieben mit „Volksgut„). Warum nimmt man sowas in ein Lesebuch für kleine Zweitklässler auf? Die Moral der Geschichte kann doch wohl, wenn es überhaupt eine gibt, nur lauten: „Du kannst Dich anstrengen, was aus Deinem Leben zu machen, Du kannst Andere um Hilfe bitten – es ist eh egal, Du hast keine Chance!“
So bewusst habe ich das damals natürlich nicht wahrgenommen, aber daß ich, sobald ich gelesen hatte, daß die Würste aus der Pfanne springen, ein flaues Gefühl im Magen bekam und immer noch wusste, daß jetzt etwas schlimmes geschieht – das spricht doch wohl Bände!
Puh 😦
Insgesamt assoziiere ich allerdings zumindest mit diesem ersten Lesebuch Gutes. Das Titelbild anschauen – dann merke ichs schon, daß ich mich auf die Lesestunden gefreut haben muß. Und ich weiß ja auch von Muddern, daß ich schon lesen konnte, als ich in die Schule kam, und gelesen habe, was ging – Schilder, Plakate, Bilderbücher- egal! Im Lesebuch gibt es dann auch nicht nur grausliges, das hab ich beim schnellen durchblättern gesehen, sondern auch Geschichen vom Zwieselchen (das Buch habe ich übrigens auch ganz gehabt und noch immer im Regal stehen), Auszüge aus dem kleinen Gespenst (Ihr wißt ja, daß ich das mag….) und von den „Der kleine….“ Geschichten von Gina Ruck-Pauquet, die ich als Kind sehr geliebt habe und immer noch mag.
Na, ich bin gespannt, was mich noch erwartet – und ob die zwei anderen Lesebücher auch so voller Erinnerungen stecken – spontan würde ich meinen: nein. Denn die Titelbilder kenne ich zwar, aber sie wecken keinerlei Gefühle oder Erinnerungen.
Abwarten.
Wenige Tage, nachdem ich dies geschrieben hatte, kam im BookCrossing-Forum eine sehr interessante und zum Thema passende Frage auf:
Habt Ihr auch Bücher in Eurer Kindheit gehabt, von denen Ihr heute meint, Ihr hättet sie besser nicht gelesen?
Dazu fiel Vielen Vieles ein, auch mir kamen Erinnerungen – an Märchen zum Beispiel, aber auch an „Alice im Wunderland“. Andere fanden „Die Wolke“ ganz schlimm, oder „Krambambuli“ … wen’s interessiert: hier klicken
Aussortiert: mehrere Bücher, die in demselben Regal wie das Lesebuch standen, die ich aber eh nicht mehr lesen werde (habe ich seit ca 17 Jahren keine Lust auf „Wilhelm Meisters Lehr- und Wanderjahre“ verspürt, wird diese Lust wohl auch nicht mehr aufkommen. Und wenn doch, kann ich sie mir neu kaufen. So.)
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