Neulich, auffe Arbeit (-66-)

Volle Einkaufswagen rollen durch den Laden. (…)
Uns gehen Konserven, Aufstriche, Flocken und Nudeln aus.
Gestern geliefertes ist heute schon wieder ausverkauft.

Na, kommt das Jemandem bekannt vor?

Im März 2020 herrschte Endzeitstimmung.
Corona stand vor der Tür.

Und jetzt?

Jetzt haben wir Zeiten, in denen wir ’ne halbe Stunde lang ganz allein im Laden sind.
Überall im Bio-Bereich gehen die Umsätze heftig zurück; einige Unverpacktläden haben schon Pleite gemacht. 2020 wurde gehamstert, was das Zeug hält, jetzt wagt man nicht mehr, bio oder unverpackt – also etwas teurer – einzukaufen.
Oder kann es sich tatsächlich nicht mehr leisten.
(Allerdings ist das Dorf nachts hell erleuchtet wie immer; man verrasenmäht, vermotorbootet, verurlaubt, verlichterkettet, verausflugt ganz selbstverständlich die Energie, deren Preisexplosion man fürchtet, weil sie knapp ist. Statt dort zu sparen, wo es Sinn hätte, spart man lieber am Essen und an der Nachhaltigkeit.)

Im August 2022 herrscht Endzeitstimmung.
Die Inflation hat an die Tür geklopft.

Was ich sehe, wenn ich über den Laden hinaus schaue, finde ich zwar absurd, dabei aber überhaupt nicht lustig:

Milliarden für Waffen sind ganz selbstverständlich, während gleichzeitig Hilfsorganisationen um Millionen betteln, um weniger Menschen verhungern zu sehen.
In Jahrzehnten erkämpfte Umweltstandards werden vom grünen Minister einfach mal eben so vom Tisch gewischt. Was ist schon ein Naturschutzgebiet wert, wenn es gilt, Frackinggas zu bunkern?
Der demokratisch gewählte Ex-Komiker gibt sich angesichts der Klage von Amnesty über in Wohngebieten stationierte ukrainische Truppen (sprich: Zivilisten als Schutzschilde) genauso selbstgerecht wie sein scheindemokratisch gewählter Bürokratenkontrahent angesichts der Klagen über Rußlands Bombardierung ebensolcher Wohngebiete – immer sind die Anderen schuld, man selbst ist armes Opfer. Kritik bedeutet, daß der Kritisierende mit DEM FEIND fraternisiert.
Im TV gibt es statt täglicher Inzidenzen tägliche Gastank-Füllstände.
Wo ich früher noch lachte über die absurde Idee, Atomkraftwerke als klimafreundlich zu reaktivieren, scheint es jetzt nur noch eine Frage von Wochen, bis ebendas beschlossen wird, sämtlicher Gegenargumente, selbst der der Betreiber selbst, zum Trotz.
Und jetzt fängt auch noch China an, rumzuspinnen. Ohgottogott, eine Gesichtsmumie hat Taiwan besucht. Mit Pech löst das jetzt das nächste Geballer aus.

Was tu ich?

Ich gucke Insekten. Ich lese. Ich versuche, meine Schmerzen in den Griff zu kriegen. Ich hoffe, daß die neue Heizung noch vor dem Winter eingebaut werden kann. Ich versuche, die Traurigkeit, die mich angesichts dieser Entwicklungen immer mal wieder erfaßt, nicht hochkommen zu lassen. Denn ich kann überlegen, bis mir ganz wuschig wird – mir fällt nichts, aber auch garnichts ein, wie ich dazu beitragen könnte, diese Lawine an FALSCH umzulenken oder gar aufzuhalten. Also bleibt mir nur, mein Leben weiter zu leben und zu hoffen, daß ich irgendwann sagen kann: Et hätt at wedder jootjejange.

Das mag sich für Energiekrise, Ukrainekrise, Taiwankrise, für Coronakrise, Inflation usw bewahrheiten – zumindest für uns Deutsche; für viele, viele Andere ist es schon längst schiefgegangen. Doch für Artensterben, Klimawandel und alles, was da dran hängt, wird mit all dem kurzsichtigen „Krisenmanagement“ immer unwahrscheinlicher, daß ein Gegensteuern noch möglich ist.

Schluß jetzt – Demnächst hier wieder Insekten, solange es noch welche gibt…..

Neulich, auffe Arbeit (-65-)

Gerade stehe ich in der Nähe des Eingangs, als ein Paar den Laden betritt.

Ich so: „Moinmoin“

Während die beiden „zurückmoinsen“ stutze ich. Dann: „Oh, ich hab Dich garnicht erkannt, mit der Maske ist das ja immer eh büschen schwierig – hallo!“ – Es ist die Freundin einer Freundin, die ich vor vielen Jahren mal kennenlernte und jetzt alle paar Jahre mal zufällig irgendwo treffe.

„Ja, ich bin’s“, sagt sie, und „aber mir geht das nicht so. Ich hab Dich gleich erkannt, Du hast so freundliche Augen!“

Während ich etwas rot werde, und mich freue und zugleich wundere, dreht ihr Mann (den ich nicht kannte) sich zu mir um, mustert mich intensiv und sagt dann „Ja, stimmt!“

Dieser Tag war gerettet!!! Das war definitiv das netteste Kompliment, das ich seit Jahren bekommen habe, und dann so ganz nebenbei….. 😊

Neulich, auffe Arbeit (-63-)

Irgendwann 2009, am Arbeitsplatz des Grauens:

Ein Mann kommt ins Lädchen. Er sagt etwas. Ich verstehe ihn nicht. Nun entspinnt sich folgender Dialog (an den ich mich noch fast wörtlich erinnere!!)

Fjonka: Bitte?
Mann: edzbgjfydshtuhhntn
F., die noch immer nichts verstanden hat: Entschuldigung?
M.: qaeztjhfbeuhgjznb
F., die diese Sprache definitiv nicht kennt und etwas ratlos ist: äh – do you speak english?
M.: sieht mich mit große Augen verständnislos an
F.: Dansk?
M.: ???
F.: Francais?
M.: hgezhjrtzhsl
F., die inzwischen total ratlos ist, nimmt nun Zettel und Stift zur Hand und reicht sie dem Mann mit den Worten „Entschuldigung, ich verstehe einfach nicht, was Sie möchten – vielleicht können Sie es mir ja aufschreiben?“ und macht dabei passende SChreibbewegungen – falls der Gute kein deutsch kann.

Das klappt. Der Mann sucht – und ab jetzt weiß ich alles nicht mehr so ganz 100% genau – ich glaube einen Kuli oder so, was er mir in tadelloser deutscher Sprache aufschreibt. *g* Die Lage ist jetzt nicht mehr so gestresst, beide freuen wir uns über die Verständigung und lächeln freundlich. Während er bezahlt werde ich, etwas entspannt jetzt, neugierig.
F.: sagen Sie mal, was war das denn für eine Sprache eben? Mögen Sie mir das aufschreiben?
M. schreibt: Ich bin Sachse
Wir lachen beide laut und verabschieden uns im besten Einvernehmen……

*

An diese Geschichte, die ich schon oft erzählt habe, seit ich sie vor über zehn Jahren auf der Arbeitsstelle des Grauens erlebt habe, musste ich denken, als ich in ladyparks Blog neulich dies las und laut lachen musste:

„15.45 Uhr, ein Mann mit einer tiefen, aber vollkommen unverständlichen Stimme am Apparat. Spricht er deutsch? Ich frage nach und im Laufe des Telefonats höre ich mich ein wenig in den ausgeprägten Dialekt ein, es muss tiefstes Sächsisch sein.“

Gereizt

So langsam merke ich, daß auch an mir diese ganzen Wochen mit dem Virus nicht ganz spurlos vorbeigehn. Und zwar merke ich’s auffe Arbeit. Die macht derzeit keinen rechten Spaß:

Rein mit Maske. Runter zum umziehen, aber erstmal händewaschen und -desinfizieren, dann Handschuhe an, dann Schürze. Wieder Maske auf (diesmal die „Arbeitsmaske“), hoch, hinter die Theke, Maske ab und an die Klammer – JedeR hat eine, an der die Masken hängen, bis wir wieder hinter der Theke vorschlüpfen. Moin sagen. Mit Glück kurz berichten lassen, was ansteht, meist ist dazu keine Zeit – bedienen. In der ersten Bedienpause Maske wieder an: erstmal Korb- und Wagengriffe sowie die der Kühltheken desinfizieren gehen, das ist jetzt 1x stündlich Pflicht.

Alle KundInnen haben ja jetzt pflichtgemäß auch Masken auf. Deshalb kann man sie hinter dem Plexiglas-Spuckschutz nur schlecht verstehen und muß selbst auch sehr laut und deutlich sprechen. So macht das Kundengespräch Niemandem Spaß, außerdem sind ja Alle zum „zügigen Einkauf“ angehalten, damit Niemand lange warten muß.

Wenn der Job „Kasse“ ist, hat man nicht, wie sonst, die Möglichkeit, in kurzen Pausen etwas zu tun wie abzuwaschen, Etiketten zu drucken, die Brottheke aufzuräumen oderoderoder. Denn man hat gleichzeitig noch 3 Jobs: Kunden zählen und die Klappschilder mit der Kundenanzahl „bedienen“ – es dürfen ja nur drei rein – Diejenigen, die nicht drauf achten, davon abhalten, der oder die 4. oder 5. im Laden zu sein, die Vorsichtigen aktiv hereinbitten („kommen Sie ruhig rein, es ist nur ein anderer Kunde hier“) und drauf achten, daß auch Alle brav ihre Masken tragen („bitte auch über die Nase ziehen – dankeschön!“) Also steht man dumm rum, aber SO-FORT, wenn man der überall „TU MICH“ schreienden Arbeit gehorcht und dem Eingang den Rücken zudreht- husch, ist wieder ein 4. Kunde in den Laden geschlüpft. Außerdem machen mich die fucking Handschuhe zum Grobmotoriker. Mit denen vertippt man sich an Taschenrechner und Computer, man bleibt an Flaschenverschlüssen hängen, man kann die Brottüten nicht ordentlich öffnen, Käseverpacken geht garnicht undundund. Das heißt, wer Kasse macht, kann schon deshalb, auch wenn weit und breit kein Kunde in Sicht ist, kaum schnell mal zwischendrin was am Computer machen, denn die schnell mal an- und ausziehen geht auch nicht: ohne Baumwollunterhandschuhe sind sie pitschnaß innen, und naß lassen sie sich nicht anziehen. Aber die Feinmotorik geht besser. Mit Baumwollunterhandschuhen sind die Hände abends nicht völlig auf, und das an- und ausziehen geht nicht gut (Falten!!), aber geht immerhin – aber die Feinmotorik ist total ausgeschaltet.

Das alles führt dazu, daß man permanent das Gefühl hat, nix zu schaffen und viel liegenlassen zu müssen, und das führt bei mir zu Streß. Den bemerken natürlich die KundInnen, die ja eh schon sagen „einkaufen macht gar keine Freude mehr“, das wiederum macht mir noch mehr Streß (mein Job ist ja auch, daß sich die Leut‘ im Laden wohlfühlen) – und schon ist die Stimmung doof.

So richtig aufgefallen ist mir das erst vor ein paar Tagen. Ich brauche ja immer etwas länger *g* Jetzt IST es mir aber aufgefallen, und so kann ich versuchen, gegenzusteuern. Aber dafür brauche ich wieder auch ein wenig ZEIT, damit ichs immer wieder bemerken und ändern kann, und genau die fehlt ja.

Na, ich bleib dran … hilft ja nix, müssen wir Alle durch.

Neulich, auffe Arbeit (-62-)

Ja, es passiert doch so einiges, und jeden Tag neues…. Ehrlich gestanden bin ich ja einer der Menschen, die ihren Routine-Alltag zu schätzen wissen. Ich könnte gut mal ein paar Tage brauchen, an denen man sich mal einfach an all diese neuen Gegebenheiten gewöhnen kann. Das betrifft nicht nur die Arbeit, das meine ich ganz allgemein.

Immerhin normalisiert sich das Arbeitsaufkommen. Offenbar hat man im Ort verstanden, daß wir nicht vor der nächsten Hungersnot stehen. Es kommen deutlich weniger Leute in den Laden, die aber deutlich größere Einkäufe tätigen – nicht um zu hamstern, sondern damit sie nicht so häufig los müssen. Das ist ja durchaus vernünftig. Und so müssen wir nicht allzu häufig Wartende vor dem Laden stehen sehen (nur immer mal wieder welche, die unsicher sind, ob sie denn nun rein dürfen. Das kriegt die fürs kundenzählen Verantwortliche an der Kasse nicht immer sofort mit)

Mich persönlich stört, daß wir jetzt behandschuht arbeiten sollen. Ich halte es für unnötig (Käse und Brot fassen wir immer schon nicht mit der Hand an – da müssen jetzt dann die behandschuhten Hände natürlich noch extra bedeckt werden), und es ist ein scheußliches Gefühl, feucht und u’o’g’nähm. Nuja, isso…. Gut ist, daß die KundInnen nun das Kartenlesegerät selbst benutzen, und fürs Bargeld gibt es einen Zahlteller. Vor der Kasse ist schon länger eine Plexiglasscheibe, ich erzählte es ja schon, aber nun stehen auch Plexiglastrenner auf Brot- und Käsetheke, weil nach wie vor manche dazu neigen, sich über die Theke zu beugen, um dann auf ein bestimmtes Brötchen zu zeigen…. sprechen hülfe 😉

Die verkürzten Öffnungszeiten dienen übrigens dazu, morgens vor Kundenaufkommen die Ware einräumen zu können. Dann ists 1. nicht so eng im Laden, und 2. ist es tatsächlich schwierig, in den Ladengängen 1,5m Abstand zu halten. Abends können wir, sofern es tags keine kundenlosen Zeiten dafür gab, nochmal ordentlich nachpacken. So sind wir die meiste geöffnete Zeit hinter den schützenden Thekenaufbauten.

P.S. Nochmal empfehle ich einen Artikel, bei dem es keinen „gefällt mir“-Knopf gibt, nämlich diesen: *klick*

Bisher hatten alle Artikel, die (auch!!) positive Seiten an der Corona-Zeit suchten, für mich eher einen Beigeschmack von „wegdrängen“ oder aber von „blauäugig“. Dieser trifft mein Denken ganz gut – aber, bitteschön – ich habe nicht die ganzen Links angeklickt und geguckt, ob sie mir auch taugen. Das Intewrview möchte ich mir aber noch angucken, mal sehn, wann ich mir dafür Zeit nehme.

Neulich, auffe Arbeit (-61-)

Vor anderthalb Wochen, als das fehlende Toilettenpapier noch nicht in aller Munde (iiiiih *g*) und überhaupt alles noch ziemlich anders war:

Kundin, die tags zuvor sanft über die Hamsterkäufe gespottet hatte, kommt mit einigen Bechern Quark zur Kasse.

Ich, im Scherzmodus:“Na, nun fangen Sie also auch an zu hamstern!?“
Kundin, lachend: „Nein, das nicht, die brauche ich eh! Aber ich muß zugeben, vorhin eine Packung Klopapier gekauft zu haben, die ich eigentlich noch garnicht brauche. Die anderen Sorten waren alle leer, und ich wollte nicht ohne dastehen…“
Ich: „Naja, da gibts ja auch noch Wasser – zumindest fürs kleine Geschäft kann man da doch schnell ziemlich viel Papier einsparen, sollte es wirklich knapp werden (und berichte von der Bekannten mit der PET-Flasche*) ….“
Kundin: „Das ist ja eigentlich auch ne gute Idee – und stimmt, Wasser…. da denkt man garnicht dran ….“

Schon verrückt, oder? Daß ausgerechnet die Klopapierregale überall leer sind/ waren, wo es doch SO UNGLAUBLICH EINFACH ist, ohne Klopapier auszukommen.

Und jetzt, aktuell?

Freitag und Samstag haben sie uns wohl die Bude eingerannt. Heute war auch ordentlich was los, aber nachmittags nicht soooo heftig. Wir hoffen, daß unser Laden.nicht geschlossen wird. Die Rede ist immer nur von „Supermarkt“. Abwarten.


* die Bekannte wollte die WC-Dusche mal testen, ob sie damit klarkommt, und hat erstmal einfach so eine Spritz-PET-Flasche (wo diese modernen Zuckergetränke drin sind, die die Jugendlichen ohne Mundeberührung trinken) genommen. Nachdem sich das als prima erwiesen hatte, hat sie dann „für Komfort“ eine richtige WC-Dusche angebracht.
Btw wären „Wasser und Läppchen“ oder gar „Wasser und Hand“ ja auch noch möglich …..

Neulich, auffe Arbeit (-60-)

Volle Einkaufswagen rollen durch den Laden.
Menschen äußern sich lobend darüber, daß wir (wie immer) Brot und Brötchen nicht mit blanken Händen in die Tüten packen.
Uns gehen Konserven, Aufstriche, Flocken und Nudeln aus.
Gestern geliefertes ist heute schon wieder ausverkauft.
Die ersten „Kleingeld nur mit Handschuhen“- KäuferInnen grobmotoriken in ihren Portemonnaies herum.
KundInnen berichten von großen Lücken in den Regalen auch der Supermärkte.

Steht der nächste Weltkrieg bevor?
Eine Hungersnot?
Oder gar ein langes Wochendende durch mehrere Feiertage in Folge?
Nein. In Hamburg ist der erste Coronainfizierte entdeckt worden.


Man verzeihe mir meinen Sarkasmus.
Ich persönlich denke, daß es absolut sinnvoll und nötig ist zu versuchen, die Infektionsketten zu unterbrechen und das Virus einzufangen, solange es für Vorerkrankte keinen Impfschutz gibt.
Vorräte zu horten scheint mir jedoch ziemlich übertrieben.
Es wird sich weisen, ob ich naiv bin.

Neulich, auffe Arbeit (-59-)

Lang ists her, daß in dieser Rubrik mal was erschienen ist, ich weiß…..
liegt dran, daß auffe Arbeit, jetzt zwar ziemlich viel passiert – aber nichts in T+++R-Qualität. Andere Kundschaft….. *g*
Jetzt aber, und es hat nix mit KundInnen zu tun:

Weil Chefin in Urlaub ist, habe ich die ehrenvolle Aufgabe übertragen bekommen, Geld auf der Bank einzuzahlen. Alles ist besprochen, eine Vollmacht liegt in meinem Fach, das Prozedere des Kontrollzählens habe ich gemeistert und begebe mich nun also auf den Weg zur Dorf-Bank.

Dort angekommen lege ich die Vollmacht vor, die junge Angestellte beginnt zu tippen …. und zu tippen …. und guckt auf die Vollmacht….. und tippt …. und dann:

„Ähm, also, ich kann hier auf den Namen diese Kontonummer nicht finden. Ist das Konto vielleicht auf den Firmennamen angemeldet?
„Keine Ahnung, vielleicht – probieren Sie’s doch mal!“?“

Tippt….. tippt …….

„Nein, leider auch nicht!“

Mir scheint, es erscheinen Schweißperlen auf meiner Stirn – was, wenn Chefin einen Zahlendreher drin hat? Wohin mit dem vielen Geld?

Eine ältere Kollegin kommt dazu

„Kann ich vielleicht helfen?“
„Ich finde die Kontonummer zu dem Namen hier nicht“
„Ja, aber …. das ist doch auch eine XBank-Nummer, die gehört nicht hierhin! Sind Sie sicher, daß das Konto bei uns ist?“

Pause.

„Also – äh- darüber haben wir garnicht gesprochen, weil: die Chefin geht doch immer zu Fuß zur Bank, und hier im Dorf sind doch nur Sie!?“
„Wie nur wir – gleich hinten auf der anderen Straßenseite ist doch die XBank!“

….. bei der ich dann auch problemlos mein Geld losgeworden bin …… mit ganz vielleicht nicht mehr gar so hochrotem Kopf wie drei Minuten vorher bei verlassen der Dorf-Bank.

 

Alltag

Momentan überrollt mich mal wieder das alltägliche Leben – Urlaubszeit bedeutet, wie immer in Betrieben mit Öffnungszeiten und wenig Angestellten viele Überstunden. Mein Teilzeitjob entwickelt sich damit gen Vollzeit, zumal jetzt auch noch eine Kollegin krank wurde – just jetzt, als Chefin eine Wohe weg ist, die ja eh immer viele Stunden ableistet und also ein großes Loch reißt

De ole Lüüd wollen besucht sein, die Wohnung wenigstens grundreinegemacht, bevor ab WE bei uns Besuchszeit anbricht (worauf ich mich übrigens schon freue!!!), Termine gemacht und Besorgungen erledigt werden, Honigernte und Völkerdurchsicht stehen an, es muß gegessen werden und getrunken und geduscht und geschlafen – alles Zeitfresser, alles ausstehend (also außer essen, duschen und so, das mach ich schon noch *gg*) denn eigentlich möchte ich dies:

  • im Garten sein
  • lesen
  • Freunde treffen
  • Zeit zum rumpüsseln haben (und DAZU gehört dann auch saubermachen und essen und trinken und schlafen und so, aber eben dann, wenns an der Reihe ist und mit Muße, nicht, weil es halt sein muß eben schnell und eigentlich würde ich doch lieber….)

Nuja,

Das Leben kann Spuren von müssen enthalten,

sagt die Postkarte, über die ich derzeit am häufigsten schmunzele ….

und so heißt es halt zur Zeit: arbeiten, sich von der Arbeit erholen und aufs Wochenende hoffen (an dem ich eigentlich 2 Tage frei hätte, aber zumindest ein paar Stunden auffe Arbeit gehen werde. Weil eine riesengroße Schiffslieferung zuende gepackt werden muß. Gestern haben wir zu 2. über eine Stunde damit verbracht, nur die Obst-/Gemüselieferung zu packen und zu bongen. Wobei es absolut natürlich viel länger gedauert hat, etwa drei Stunden, weil das ja neben der normalen Kundenbedienung läuft.
Prinzipiell übrigens fühle ich mich nach wie vor wohl da auffe Arbeit, aber die Dosierung gehört unbedingt niedriger. 😉 Und ich hatte schon von allen drei Kolleginnen die niedrigste….. ) Merke, daß ich heilfroh bin, mir Teilzeit leisten zu können – ich könnte die Arbeit in Vollzeit nicht durchhalten, sowohl körperlich als auch sonst: an einem Arbeitstag kann ich nicht allzuviel anderes. Bin einfach zu schnell „überfüllt“, innerlich, und dann geht nix mehr. Und beim jetzigen Pensum merke ichs dann auch körperlich deutlichst, wobei es mir insgesamt körperlich viel besser geht als bei der vorigen Arbeit. Der körperliche Unterschied: die Hektik ist jetzt nicht mehr da, das macht viel aus.

Vorgestern abend war schön, da sind wir gleich nach der Arbeit zusammen mit einer Kollegin zu einem Konzert gefahren. Eine Oneman-Bluesband, viele Gitarren, Mundharmonikas, Stimme und Fuß-Percussion. Im Publikum etwa ein Dutzend Leute, echt schade – aber hat Spaß gemacht.

 

Ostern

Vier freie Tage (!!!!) bei herrlichem Wetter – was also tun?

Einen Doppelkopfabend haben wir in der Planung, ein Osterfrühstück, einen Besuch bei de ole Lüüd und wir wollen an die Bienen. Das wars. Der Rest ist freie Zeiteinteilung, und das ist schonmal per se toll!

Ostersamstag will ich noch in irgendeine der Städte, so lange schon war keine Zeit, einfach mal sich in der Stadt treiben zu lassen.

Und dann kann ich nicht so ganz, wie ich will, denn freie Zeit bei gutem Wetter – das heißt immer auch „Garten“. Rumsitzen, lesen oder gucken, und „da – plötzlich hüpft sie wieder in die Beete! Ich hab schon drauf gewartet!“ , so drückte es die Malerfreundin aus, als sie kürzlich hier war. Aber das wird nur begrenzt gehen, denn wiedermal ist mein ganzer Körper auf „Laß mich bloß in Ruhe!!“-Modus. Anstrengend waren die Vor-Ostertage. Ich habe ordentlich Mehrstunden aufs Arbeitszeitkonto gehäuft – und Vor-Ostern ist offenbar im Zentraldorfbioladen eine heftige Zeit. Einerseits löst ein (in Worten nochmal EIN) Tag mit geschlossenen Läden offenbar immer noch Hungerfantasien aus – SA ist ja offen, trotzdem kaufen die Leute ein, als gebe es wochenlang nix – andererseits gab es noch vier Schiffslieferungen zu bearbeiten. Eine Besonderheit dieses Ladens: es gibt mehrere alte Segler, die Törns für bis zu 35 Leute und 14 Tage anbieten – und dafür vom Laden beliefert werden. Das erfordert logistische Leistungen, die sich mir erst langsam erschließen sowie körperliche und zeitliche Zusatzarbeit. Es gibt ein gutes, erprobtes System, das dafür sorgt, daß letztlich alles zum rechten Zeitpunkt am Laden ist (was bei 5-6 unterschiedlichen Lieferanten bzw sortimentsunterschiedlichen Bestellterminen nicht ganz ohne ist) und es gibt Chefins Kopf, der dafür sorgt, beim packen und bonen nicht den Überblick zu verlieren. Das macht Spaß, aber es ist halt auch nicht grad gelenkschonend, denn jeder einzelne Posten will oft bewegt werden:

Vom Liefer-Rolli in Kisten auf Rollbrettern (oft mit dem Umweg übers Ladenregal), dann von dort auf den Kassenscanner, in Kartons, die auf Rollis und dann nochmal ins Liefer-Auto. Die „kleine“ Lieferung gestern hatte bereits 5 Bananenkartons plus 4 kleinere. So war denn auch erst um halb acht statt um sieben Feierabend.

Also heißt es nun, viel rumzusitzen oder -zuliegen, um die Gelenke ausruhen zu lassen. Tja. Dabei liegen noch zwei große Findlinge rum, die ich mit des Herrn Hilfe an den rechten Platz bringen möchte, Holz ist zu spalten, Silber-Goldnesseln wollen ausgebuddelt werden, der Rest des Wiesenstücks will von Rasensoden befreit werden….. außerdem ist herrliches Wetter zum fensterputzen, die Wohnung gehört dringend gesaugt und …… ommmmmmmmmm ….. ich hole mir jetzt mal wieder mein Buch und setz mich hin *gg*

Schichten

Auffe Arbeit, jetzt:

  1. Unterhemd. Darüber
  2. Merinowoll-Langarmshirt. (das erwähnte kackbraune) Darüber
  3. Baumwollrolli, langärmelig. Darüber
  4. Schafwoll-Pullunder. Darüber
  5. Plastik-Fleece-Sweatjacke (die erwähnte scheußliche in 80er-Optik oder eine eher in Outdooroptik im Wechsel). Dazu ein warmes Halstuch. Und bedauerlicherweise keine Lederhose, weil beide so hin waren, daß ich sie wegtun musste. Aber wenn ich obenrum warm bin, bin ichs glücklichwerweise auch sonst. Und darüber natürlich die
  6. Arbeitsschürze, jetzt in marineblau….

Nebenbei bemerkt: ich habe einen guten Tipp für streng zertifizierte Öko-Mode bekommen (dazu – zum Thema Zertifizierungen und Co – liegt übrigens schon eine Kleinvieh-Folge in der Warteschleife)
Achtung Werbung: bei Maas gibt es zu angemessenen Preisen nicht überkandidelte Kleidung in guter Qualität. Und sogar einige echte Läden (für uns hier, Provinz halt, natürlich erst wieder in HH. Aber immerhin nicht nur in den drei größten Städten….) Ich glaube, irgendwann hatte ich hier im Blog diese Firma auch schon einmal empfohlen bekommen. Damals war ich noch bockig im Sinne von „aber ich will im Laden einkaufen! Hier!“
Man wird bescheiden in seinen Ansprüchen…….

Gerührt….

mein Inneres nach außen gekehrt 😉
gefunden im Dörfchen bei Eutin

…. haben mich zwei der vier SchülerInnen, die auffe Arbeit/ alt arbeiten: am letzten Tag mit T. kamen er und R. nach der Schicht zu mir: „Wir haben noch was….“

???

Da hatten sie mir doch ein kleines Abschiedspäckchen zusammengestellt, mit einer Buddel, einer Tafel Schokolade, einem Energieriegel. Hübsch verpackt – „Von den Schülern. Mach’s gut“, stand dabei.

Mir hats die Tränen in die Augen getrieben vor Freude, hatten wir doch gar nicht groß Zeit, viel miteinander zu reden oder voneinander etwas mitzukriegen – und dann das. Üblich ist das nicht!

Überhaupt bekomme ich in den letzten Tagen dort viel Nettes zu hören. Daß es Spaß gemacht hat, mit mir zu arbeiten, daß es schade ist, daß ich gehe, daß ich doch bitte zurückkommen soll, falls es mir auf der neuen Arbeit nicht gefällt ….

Und ich – ich bin gerührt und freue mich sehr darüber!!

Morgen ist mein letzter Arbeitstag. Ich hab mir eine kleine Überraschung für die KollegInnen ausgedacht, will, daß sie im neuen Jahr auf dem Personalzimmer-Tisch eine große Dose mit gemischter Nervennahrung (Süßis) finden, dazu eine Karte mit meinem Dank für die kleinen Momente, die das Arbeitsleben angenehmer machen, als da wären: Hilfe und Tipps zu Beginn, Hand-in-Hand-Arbeit, kleine Klönschnacks, dumme Sprüche zum lachen …..

alles in allem ein versöhnliches Arbeitsende, das!

Prozedur, die zweite

Geschrieben eine Stunde später als Teil eins, gestern also:

  1. Ich gehe zum Computer und versuche erneut, an meine Dokumente heranzukommen. Ich rufe die D****-Seite auf. Übrigens heißt sie irreführenderweise „Arbeitnehmer online“. Ich bin eine ArbeitnehmerIN – vielleicht lassen sie mich ja deshalb nur unter größten Sicherheitsvorkehrungen da rein!? ;-|
  2. „Sie wurden erfolgreich vom gesicherten Bereich des D****-Portals abgemeldet. Schließen Sie bitte nun aus Sicherheitsgründen den Browser und starten ihn neu, bevor Sie andere Angebote im Internet aufrufen“ Die ticken doch nicht sauber!
  3. Ich drücke „refresh“. TADAAAA, jauchzet und jubilieret: mir wird ein Versuch zugestanden, mich anzumelden! Ich melde mich an.
  4. Ich fordere eine TAN an
  5. Die TAN kommt (glücklicherweise gleich, ich hatte es auch schon, daß die SMS länger brauchte, und ich deshalb dann nicht weiterkam – Nase gedreht – zu spähäääät…..)
  6. Ich tippe sie ein, das Handy liegt ja noch oben neben dem Computer, slso muß ich nicht extra nach unten laufen….
  7. „Sie haben sich beim letzten Mal leider nicht abgemeldet. Nur durch einen Klick auf den Logout-Button wird Ihre aktuelle Sitzung sicher beendet und zuverlässig verhindert, dass Unbefugte in Ihre Privatsphäre eindringen können.“
  8. Innerlich bin ich schon beim HB-Männchen, schließlich konnte ich mich nicht abmelden, und eigentlich wollte ichs ja auch (noch) gar nicht. Bangend, daß man mich, wenn ich mich zu lange aufrege, wieder rausschmeißt, drücke ich aber schnell auf den „Jetzt mit der Anmeldung fortfahren“- Link und
  9. BIN DRIN!!!! Jetzt beginnt der Teil der Prozedur, für den weder Arbeitgeber noch D**** was können, sondern nur mein Ehegatte *gg*: mein schicker, schneller, neuer Computer läuft mit Linux, weil der Herr F. das gern mal ausprobieren wollte. Einer der drei Nachteile ist, daß unser Drucker keinen Treiber für Linux hat. Gibbet nich….Wenn ich also irgendetwas drucken will, beginnt ein langer Weg:
  10. Ich speichere das Dokument. Das macht „der Bildschirm“ (wie mein Vater hartnäckig alle Computer nennt) allerdings nicht gleich dorthin, wo ich das haben will, sondern immer nur auf den Desktop. Ist nicht zu ändern, sagt der Herr F. Liegt an dem Online- PDF- Anzeiger. Nicht schlimm, aber lästig.
  11. Nun verschiebe ich das Dokument in einen Ordner, den Computer und Smartphone gemeinsam haben.
  12. Ich laufe die Treppe runter, denn unten liegt das Musikabspiel-Smartphone mit WLAN-Option, und ich muß das WLAN anschalten, damit die Ordner abgeglichen werden
  13. Ich lese ein Weilchen, denn bis das passiert, dauert es eine Weile
  14. Ich laufe die Treppe wieder hoch, denn ich habe vergessen, den Drucker anzuschalten. (Dieses eine Mal jetzt übrigens nicht, weil ich die Prozedur ab Punkt 10 vor dem Tun beschreibe. Sonst jedes verdammte Mal)
  15. Ich laufe die Treppe runter, rufe im Smartphone die App mit dem gemeinsamen Ordner auf, woran ich ab und an scheitere, weil, wenn, was ab und an passiert, nicht sofort auf der Anfangseite dieser App dieser gemeinsame Ordner steht, es mir unmöglich ist, ihn in der App zu finden
  16. Ich rufe das Dokument auf
  17. Ich drücke „drucken“
  18. Ich laufe die Treppe hoch und nehme das gedruckte Dokument in Empfang, um es abheften zu können.

SCHON fertig!!!!!! *ggggg*

Ab und an fluche ich übrigens bei Punkt 15, weil: das zu druckende Dokument muß ein Pdf sein. JPGs, ODTs und andere kann nämlich die App nicht drucken. Dann muß ich nochmal die Treppe rauf, denn daran denke ich ebenfalls niemals vorher, und muß am Computer das Dokument in ein PDF umwandeln, was ich inzwischen meist hinkriege.

Liebe Leute, sagt selbst: bin ich nicht ein Lämmchen?

JEDER ANDERE MENSCH WÄRE SCHON AMOK GELAUFEN, nur ich, sanft und geduldig wie ich bin ……. bin auch deshalb noch einmal froh, bald eine andere Arbeit zu haben, in der Dienstpläne noch per Hand geschrieben statt per (anderem) Computerprogramm online eingestellt zu werden- ich vermute, daß ich dort auch wieder einen einfachen, unkomplizierten Zettel mit meiner Gehaltsabrechnung in die Hand gedrückt bekommen werde – und werde diesen Zettel mit einem Gefühl tiefer Dankbarkeit entgegennehmen!!

wirkt recht behaglich, gell?

P.S. KATER- UPDATE nachdem der Kater endlich einmal über drei Stunden am Stück hatte schlafen können, kam er mit Hunger in diese Welt zurück und hat eine kleine Futterportion samt Tabletten zügig aufgegessen. Eine Hoffnung keimte, daß es jetzt doch noch besser werden möge, obwohl er danach direkt gen Garten ging und immer wieder sich hinhockte, auch mehrfach wieder rausging, immer mehrmals weniges aus der Blase drückend…. Den Rest des Tages lag er relativ gemütlich da, auch (was in den letzten beiden Tagen nicht ging) zeitweise auf dem einen oder anderen Schoß. Und die Klozeiten waren länger als zuvor, aber weit entfernt von „normal“

Heute morgen: Durchfall, der Katz weigert sich, die Tabletten zu fressen, frißt nur ihm „jagdmäßig“ hingerollte Bröckchen. Bekommt die Medizin also ins Mäulchen „gestopft“, danach frißt er – etwa eine halbe Portion dessen, was er sonst kriegt. Daß er von den Antibiotika Durchfall und Appetitlosigkeit bekommt, kennen wir ja schon. Aber die schmecken eigentlich – bisher hat er sie immer mitgegessen…. ich bin gespannt, wie sich die „Klosituation“ entwickelt hat – nach dem Essen war er mehrfach draußen und am Klo, aber jetzt liegt er oben in des Herrn Zimmer.

Btw.: mir ist klar, daß das Niemanden da draußen in dieser Ausführlichkeit interessieren kann – mich erleichtert aber das aufschreiben, und da dies ja nunmal MEIN Blog ist und durchaus auch so ein wenig ein Tagebuch für mich, müsst Ihr da jetzt durch 😉 Einfach drüber weglesen ist absolut erlaubt, aber Eure netten Worte sind auch sehr erwünscht.