Als Teenie hatte ich eine Freundin. Wann immer ich konnte- und das war immer dann, wenn ich bei einer (anderen) Freundin mit ins Wochenendhaus im Bergischen fahren durfte- haben wir sie besucht. Es war eine alte Dame, groß, stämmig und aufrecht, tief im Bergischen verwurzelt und sie strahlte eine große Gelassenheit aus, die wir deutlich spüren konnten und die uns immer wieder zu ihr hinzog.
Sie hieß Linda.
Das war auch naheliegend, denn ihr Nachname war höchstwahrscheinlich Tilia- sie war eine große, alte, schöne Linde, an der wir uns gern anlehnten, sie anschauten, ihre Ruhe aufnahmen.
Was wir damals nicht wussten: Die Linde Linda und ihre Artgenossen sind nicht nur hübsch anzusehen und duften während der Blüte toll, sondern sie sind auch die letzte Chance für Bienen in unserer Gegend, noch einmal richtig Nektar zu sammeln, bevor es gen Winter geht. Das Bienenjahr ist etwas verschoben zu unserem Menschenjahr- nach der Linde kommt nicht mehr viel.
Wie auch immer- in den letzten Tagen habe ich schon gewartet und gehofft- denn daß die Linde blüht, das heißt ja noch nicht unbedingt auch, daß sie honigt!
Gestern dann war schon recht viel los bei Biens. Ich hab so für mich überlegt: von den 500g Zuckerwasser, das ich ihnen vorgestern abend gegeben habe, ist sicher nichts mehr über- wieso also ist so ein Alarm?- Heute, 18°, bewölkt und hohe Luftfeuchte- also nicht unbedingt dolles Bienenflugwetter, dieses Bild:
– großes Getümmel um’s Flugloch, Gedränge, weil garnicht alle, die wollen, gleichzeitig rein und raus kommen, außerdem zickeln die Brumseln wieder so komisch. Zickeln- das ist ein Ausdruck, der in der Fachliteratur bisher noch fehlt 😉 Unsere zeigen dadurch Aufregung an: in Bewegung wirkt das Ganze irgendwie so, als ob jede einzelne Biene die ganze Zeit winzigen Zickzackkurs liefe statt geradeaus wie sonst. Genau betrachtet, tut sie’s aber nicht! Und doch: das Gezickel ist deutlich sichtbar und war jedesmal bei starker Tracht, Futtergabe oder auch Räuberei zu sehen- also wenn Aufregung im Volk herrscht.
Wir haben dann einen Kurzspaziergang unternommen- denn etwa 4 Häuser die Straße runter steht ein von großen, sonnig stehenden Linden umgebenes Haus. Und siehe da:

schon von weitem sah man, daß diese Linden deutlich heller wirkten als sonst- und von Nahem hat man schon gehört, was man dann auch sah: die Blüten hatten sich geöffnet- und offensichtlich gibt’s auch was zu holen, denn die Linden summten nur so.
Ob es nun Sommer- oder Winterlinden sind, weiß ich nicht. Ich hoffe auf „Sommer“, denn dann gibt’s danach noch die Winterlinden als Futterquelle für Familie Bien.
Jedenfalls freu ich mich sehr, daß es jetzt doch noch was zu holen gibt für unsere Bienchen – danke an die Linde Linda und ihre Verwandten!!!
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P.S.: Fakten:
– Sommerlinde: gute Bienenweide aufgrund des sehr hohen Zuckergehalts ihres Nektars (bis zu 94 %) und seines hohen Zuckerwerts (bis zu 7,7 mg Zucker/Tag je Blüte). Honigerträge von rund 0,8 kg pro Blühsaison und Baum sind möglich
– Winterlinde: gute Bienenweide aufgrund des hohen Zuckergehalts ihres Nektars (30–74 %) und seines hohen Zuckerwerts (bis zu 3,57 mg Zucker/Tag je Blüte) Honigerträge bis etwa 2,5 kg je Baum und Blühsaison sind möglich
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