So fröhlich diese Postkarte auch ist, so absurd-melancholisch ist die lange Geschichte, die sie zu erzählen hat. Und die geht so:
Es war einmal – vor so vielen Jahren, daß ich gar nicht mehr weiß, ob ich noch daheim im Rheinland wohnte oder doch schon in Franken, also vor MINDESTENS 33 Jahren(!) – da fand diese Postkarte zu mir. Ich habe sie selbst gekauft, weil sie mir beim angucken gute Laune machte. Dann hab ich sie in meinen Postkartenstapel der „irgendwann, wenn’s mal paßt“ zu verschickenden Karten gelegt.
Dann verging Zeit.
Viel Zeit.
Immer mal wieder sah ich die Karte an, immer war sie in meinem Hirn latent anwesend, nie habe ich sie losgeschickt – weil das Mäuschen zwar weiterhin gute Laune machte, das Leben aber immer mal wieder ganz schön, nie aber HERRLICH war – oder/ und ich, wenn es kurzfristig mal HERRLICH war, entweder Niemand Passenden hatte, dem ich die Karte schicken konnte/ wollte, oder aber ich dem Andauern des HERRLICHEN Zustandes so wenig traute, daß ich sie lieber nicht verschickt habe.
Dies fand ich irgendwann irgendwie eher traurig. Die fröhliche Maus verursachte ein Pieken im Magen, die Karte kam an eine Postkartenwand (den Vorläufer der Magnetwand), auch zeitweise in einen Rahmen. Ich glaubte nicht mehr recht daran, daß mein oder Jemand Anderes‘ Leben irgendwann HERRLICH GENUG für sie werden würde, aber die Karte sollte mich daran erinnern, daß es doch immer mal wieder herrlich-unbeschwerte Momente darin gibt.
Das führte dazu, daß – weitere Jahre waren vergangen – die Karte sich nun leicht angegilbt und mit Tesastreifenrändern an den Ecken präsentierte. Nicht mehr verschick-, aber immer noch unwegwerfbar.
Das mit dem mahnen hat nicht wirklich funktioniert; zu stark war das traurige Pieken inzwischen, das das Lächeln über die niedliche Maus übertönte.
Endlich bin ich nun so weit, mich von der Karte und den an ihr klebenden unerfüllten Erwartungen an ein Leben zu trennen, das gefälligst einmal HERRLICH werden sollte, aber niemals HERRLICH GENUG wurde.
Mehrere Jahre hat die Karte noch als Datei gewartet, und offenbar war das gut so, denn inzwischen fühlt sich das folgendermaßen an, wenn ich sie anschaue:
Eine frohe kleine Maus tanzt; ganz für sich genießt sie den Moment
Und so schreibe ich diesen Beitrag etwas melancholisch, aber mit einem wiedergefundenen Lächeln für die kleine Maus, die ganz sicher nichts von der bedeutungsschweren Überschrift weiß, die über ihr dreut.
Mein Leben wird nicht mehr HERRLICH – dafür bin ich wohl einfach nicht der Typ.
Ich begnüge mich damit, weiter dran zu arbeiten, daß es nicht (wieder) ängstlich, verzagt und traurig wird, sondern ich hoffentlich immer öfter einfach ruhig vor mich hinleben und jeden Tag ein paar frohe und ein paar zufrieden-gemütliche Momente haben darf.
Und wenn ich die dann auch noch bemerke – Herz, was willst Du mehr?
Und was heißt eigentlich „abgekartet“? Hier gucken: klick