Fragen die sich mir des öfteren stellen, wenn ich im Techniktagebuch lese.
Jetzt kam dieser Beitrag in meinen Reader. Die Schreibende vergleicht ihr Leben 2003 mit 2017, und ich hatte mehrfach das Gefühl, ich sei irgendwie in einem Paralleluniversum in den 90er-Jahren des letzten Jahrhunderts gefangen, als ich den Beitrag las:
(2003:)Wenn jemand mit unterdrückter Rufnummer anruft, nicht drangehen, es ist ein Idiot. b) Und wenn man doch drangegangen ist, und der Idiot ein zweites Mal anruft: Wenigstens nicht noch mal drangehen.(2017:) Hat sich erledigt, seit ich mehrmals die Telefonnummer gewechselt habe und das Handy immer stummgeschaltet ist. Jetzt ruft mich niemand mehr an, und wenn, dann bemerke ich es nur zufällig.
Erstens haben wir eine unterdrückte Rufnummer, sind aber durchaus keine Idioten (okay, okay, das ist meine höchstpersönliche Ansicht, darüber kann man streiten… *g*). Ich persönlich finde nämlich: wenn Jemand nur anruft, ohne den AB zu nutzen, dann wird es wohl so wichtig nicht gewesen sein – dann will ich garnicht wissen, wer’s war! ES nervt mich und ich fühle mich unter Druck gesetzt, zurückzurufen, wenn ich eine Nummer sehe und muß mich dann zur Ordnung rufen, um mich vom Rückruf abzuhalten. – Ich selbst rufe ja manchmal auch nur zum plaudern an. Dann habe ich in diesem Moment Zeit und Lust dazu, will aber garnicht unbedingt später, wenn ich vielleicht ganz andere Laune habe, wieder zurückgerufen werden. Möchte ich zurückgerufen werden, spreche ich das auf den AB oder die Mailbox.
Und zweitens: wie, bitte, bleibt diese Frau in Kontakt mit der Welt, wenn sie ihr Telefon nicht benutzt (man beachte: Handy, natürlich. DAS Thema hatten wir ja schon öfter, daß „der moderne Mensch“ eh keinen Festnetzanschluß benutzt) Wahrscheinlich kennt sie schlichtwegs keine Menschen, die nicht ununterbrochen über Whatsapp, Facebook und Co mit der Welt verbunden sind!? Weil die eh alle Idioten sind!? Aber es geht noch weiter:
(2003:)Menschen, die länger als ein paar Sekunden in einen Stadtplan starren, immer fragen, ob man ihnen helfen kann, auch wenn es peinlich ist. (2017:) Ich habe im letzten Jahr niemanden mehr in einen Stadtplan starren sehen. Dafür bin ich mehrfach von Menschen angesprochen worden, die wenig Deutsch konnten und eine Adresse suchten, die sie mir auf ihrem Smartphone zeigten. Ich weiß zwar nicht, warum sie dann nicht selber Google Maps oder dergleichen bemühen, habe das aber jeweils für sie getan und sie schienen sich über das Ergebnis zu freuen.
Ich sehe durchaus in der Stadt öfter noch Leute mit Stadtplan, aber ja, nun, wo sie mich drauf aufmerksam macht: es IST selten geworden. Schade, wieder eine Möglichkeit zum freundlichen, hilfreichen Kurzkontakt mit Menschen weniger.
(2003:) Kleidung einfach immer nur bei H&M einkaufen. Alles andere ist sinnlos, es gibt exakt dasselbe unter scheußlicheren Umständen (Beratung!) und zum dreifachen Preis. Wenn man schon anderswo hingeht: An der Musik orientieren. Wo Musik direkt aus der Hölle gespielt wird, gibt es auch nichts, was man anziehen möchte, und umgekehrt. (2017:) Hat sich erledigt, seit ich Kleidung nicht mehr in Läden kaufe.
Mal abgesehen davon, daß ich für mich „H&M“ durch andere Läden ersetzen würde – offenbar kauft diese Frau Kleidung nur noch im Internet. Auch etwas, das mir fremd ist – allein schon, die Sachen nicht anprobieren zu können! Meine einzigen Kleidungskäufe im Netz bisher: Unterbüxen und einige T-shirts sowie eine Jeans secondhand. Ich habe durchaus vor Jahren Versuche gemacht, bin aber gescheitert, weil nichts richtig paßte bzw in echt ganz anders – und nicht so gut – aussah wie im Katalog/ Netz und ich die Hin- und Herschickerei mehr als nervig finde. Und nicht sehr ökologisch dazu.
Ich werde jetzt gleich mal einen tag „Paralleluniversen“ anlegen. Ist ja ein Thema, auf das ich immer wieder stoße, über das ich mich jedesmal freu-wundere, und das mich irgendwie auch beschäftigt! 🙂