Asselei

Gemeine Rollassel, Armadillidium vulgare

Angeblich gibt es außer einem ziemlich holprigen Reimchen von Brecht kein einziges Assel-Gedicht, las ich vor einigen Tagen*. Seither hat mir das keine Ruhe mehr gelassen. Da muß Abhilfe geschaffen werden!
Schließlich ist die Assel

  • das Tier mit dem weltweit größten Verbreitungsgebiet (von Wüste bis Wald, von Hoch im Baum bis 10.000 Meter unter der Meeresoberflächeam Tiefseeboden, und im Fjonk’schen Haushalt von Flur bis Bienenstock, von Holzvorrat bis Keller, von unterm Stein bis in den höchsten Baumwipfel – worüber sich vor Jahren bei uns ein Baumpfleger mokiert hat, dem eine ins Auge geriet, als er ganz oben Äste schnitt *g* – eine Assel findet sich überall)
  • auch größenmäßig hochflexibel: von weniger als 1mm bis zu 45cm reicht die Körperlänge unterschiedlicher Arten, von denen es übrigens ca 10.000 gibt(!), und sie ist
  • der einzige (auch) landlebende Krebs. (Indem sie in einer flüssigkeitsgefüllten Bruttasche ihre Eier trägt, bis die Asselchen ausschlüpfen, hat die Assel sich von Wasser unabhängig gemacht)

Außerdem

  • kann sie über Tracheen, über Kiemen und zT sogar über die gesamte Körperoberfläche atmen,
  • lebt gern gesellig (wo eine Assel ist, da ist oft ne ganze Truppe unterwegs. Man verständigt sich über Berührungen, denn Asseln sind taub und gern im Dunklen),
  • zeigt freundlich an, wo in der Wohnung Problemstellen sind (denn wo die  hiesige Assel wohnt, da ist es so feucht, daß man was tun sollte. Das hab ich in meiner allerersten (Keller-)wohnung am eigenen Leib erlebt: kein Morgen, an dem ich nicht erst Dutzende Asseln von Waschbecken, Boden und Wänden entfernen musste, bevor ich mein Bad benutzen konnte. Danach mochte ich die Tierchen einige Jahre garnicht. Inzwischen hat sich’s wieder ent-ekelt. Sie konnten ja auch nix dafür….)
  • frißt nur eh schon angegammeltes
  • und räumt sogar hinter sich auf, weil sie (da ihre Verdauung so gut nicht ist) ihre Hinterlassenschaften mehrfach wieder auffrißt, um alle Nährstoffe zu verwerten
  • Und sie ist leise! Es gibt erst eine einzige Art, von der nachgewiesen wurde, daß sie Geräusche produzieren kann

Ich finde, so viel Können, Bescheidenheit und Rücksichtnahme muß honoriert werden!

Es munkeln
tief im Dunkeln
oder auch heller,
zum Beispiel im Keller,
gerne im Feuchten,
doch nie unter Leuchten
die Asseln

ist doch schonmal ein guter Anfang, oder? Aber irgendwie komm‘ ich nicht weiter….

Der Schlamassel
mit so einer Assel:
da wo es trocken
ist, wird sie nicht hocken.

Nun weiß kein Mensch, warum das ein Schlamassel sein soll, es reimt sich aber schön 😉

Nun, vielleicht ist unter Euch ja ein Dichter, so daß der Assel endlich, endlich der Ruhm zukommen wird, der ihr eigentlich zusteht …. es gibt viel zu tun- warten wir’s ab … 😉

*stimmt gar nicht, stimmt nicht!!! Jetzt hab ich mal im Netz gesucht und gleich eine ganze Seite zum Lobe der Assel entdeckt: assel.net
Verlinkt ist zur Lyrik-Seite, 3 Werke gibt’s, das von Brecht ist nicht einmal dabei (und meine auch nicht!! *g*) Aktuell ist die Seite allerdings nicht, der letzte Blog-Eintrag von 2008, einige Links gehen nicht mehr. Egal, three more poems 😉


Falls all das nun Jemand vage bekannt vorkommen sollte: vor über zehn Jahren habe ich diesen Blogbeitrag geschrieben und jetzt anläßlich der Bestimmung der gemeinen Rollassel samt Foto noch einmal aus der Versenkung geholt. Die Asseln haben das verdient!!! 😉

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in Fauna.

9 Kommentare zu “Asselei

  1. Bibo59 sagt:

    Es kam mir gleich so vage bekannt vor. 😊

  2. Felis sagt:

    Wieso findet jeder Asseln eklig, aber Krebse nicht? Verstehe ich nicht. Mich erfüllt es schon mit Respekt allein zu wissen, wie alt diese Tiergruppe erdgeschichtlich ist.

    • Fjonka sagt:

      Ich auch nicht, aber in der Masse sind sie schon nervend (und noch immer nicht eklig!!), vor allem die toten Hüllen, die sich in Ecken sammeln…

  3. Bibo59 sagt:

    Noch’n Gedicht:

    Unter Hempels Sessel sitzt ne Assel.
    Neben ihr liegt eine Rassel
    Denkt die Assel:
    So ein Schlamassel!
    Wär‘ der Sessel eine Nessel
    und die Rassel auch ne Assel
    und der Staub feuchtes Laub…
    Das wär‘ Klasse!“

    Nee, nicht wie ihr jetzt meint … ist von mir.

  4. Bea sagt:

    Ganz ehrlich, ich habe mich bemüht, aber außer Schlamassel reimt sich nur noch Kassel, doch was will eine Assel in Kassel?

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