Letztens ist offenbar, ohne daß ich’s wusste, Schuh-Tag gewesen.
Erst komme ich in den Käthe-Lassen-Hof und sehe erstmals bewusst im Schaufenster des altbekannten Schuhmachermeisters Pingel – zu dem ich zu Flensburger Zeiten auch meine Schuhe brachte, wenn was damit war – dieses Schild
Dann gehen wir weiter, und ich gucke auf Höhe Rossmann zufällig nach oben – und sehe Vignetten, die ich nie zuvor wahrgenommen hatte. Erst diese hier: „Kannst Du erkennen, was der Mann da umhängen hat?“, frage ich den Herrn F., der mit ist. „Neee“, sagt er, „aber vielleicht sieht man bei den anderen mehr“ Also bei den anderen genauer hingeguckt, und nun ist klar, was lange vor Rossmann in diesem Gebäude ansässig war (Bild anklicken zum vergrössern):
Also hat der obere Herr wohl gar zierliche Stiefelchen am Gürtel hängen!? Oder sind’s doch Werkzeuge? Ich weiß es nicht…. aber lustig sind sie, diese Vignetten!
Übrigens sind mir gerade eben jetzt die Tomaten von den Augen gepurzelt: was da von des oberen Mannes Gürtel hängt, ist doch ganz klar erkennbar: eine Reighe Holzschuhe, und drunter einige einzelne Stiefel!
In Blomberg gab es im 18. Jahrhundert viele Schusterbetriebe, die Ihre Waren in einem Umkreis von etwa 150km auslieferten. Da es auf den Märschen teilweise recht dunkel war und sie meist zu zweit, mit einer Stange mit Schuhen zwischen sich, über Land auf die Märkte gingen, haben sich (zumindest die hiesigen) den „Hemdschlapp“ aus der Hose gezogen, quasi als Reflektor, damit sie einen gleichmäßigen Abstand halten konnten, ohne „über Kopps zu kommen“. Dieser Trick wurde und wird „Blomberger Schusterlaterne“ genannt. Ob es diese Idee auch woanders gab, ist mir nicht bekannt. Meine Oma hat früher immer geschimpft, wenn einem von uns das Hemd aus der Hose hing…
Die Zeichensetzung ist übrigens frei erfunden 😉
.. und die Geschichte klasse! 🙂
Gestern erst war ich in Flensburg. Hättest du diesen Eintrag einen Tag früher gemacht, wäre ich mal gucken gegangen. Aber so hebe ich mir das für den nächsten Stadtbummel auf.
Ach so: toller und wahrer Spruch.
Das sieht alles nach Schuhmachergilde aus. Mein Opa war reisender Schuster. Aber nicht annähernd so prächtig wie auf den Vignetten. Die Leute konnten sich nur Flicken leisten, selten neue Schuhe. Und so hauste der Opa, wenn er denn mal daheim war, mit seiner 5-köpfigen Familie in einem Häuschen in dem Werkstatt, Kochen, Schlafen und Leben in ein und dem selben kleinen Raum statt fand. Mit Abtritt aufm Hof.
Ja- Gilde- das kann natürlich auch sein! Oder ein edler Schuhladen, der natürlich eher an die netteren Seiten des Handwerks erinnert 😉
Kanntest Du ihn, seine Werkstatt und das Häuschen noch?
Nö, erwar schon lange tot, als ich auf die Welt kam. Aber meine Oma hat immer anschaulich erzählt.